Frühzeitiger Aortenklappenersatz lohnt sich! 

 

AHA Congress 2025 | RECOVERY: Die finalen 10-Jahresdaten der randomisierten Studie favorisieren den frühzeitigen Aortenklappenersatz gegenüber der konservativen Behandlung bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose. Dr. Duk-Hyun Kang (Seoul, Korea) stellte die Studiendaten vor.1

 

Prof. Tanja Rudolph (Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen) kommentiert.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Expertenkommentar:

Prof. Tanja Rudolph

Rubrikleiterin Strukturelle Herzerkrankungen

 

 

11.11.2025

 

Bildquelle (Bild oben): f11photo / Shutterstock.com

Studiendesign und Methodik

 

Bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose (AS) ist der langfristige Überlebensvorteil nach frühzeitigem Aortenklappenersatz (AVR) gegenüber der konservativen Behandlung (SOC) noch immer unklar. Zuvor hatten bereits veröffentlichte Ergebnisse der RECOVERY-Studie mit 145 Personen mit asymptomatischer hochgradiger AS über ein medianes Follow-up von 6 Jahren gezeigt, dass die AVR gegenüber der abwartenden Strategie Vorteile bringt.2 Jetzt wurden die finalen 10-Jahresdaten der RECOVERY-Studie vorgestellt.

 

Einschlusskriterien waren asymptomatische hochgradige AS (Aortenklappenfläche ≤0,75 cm2, maximale Aortenstrahlgeschwindigkeit ≥4,5 m/sec oder mittlerer transaortaler Gradient ≥50 mmHg). Primärer Endpunkt war der Komposit aus operativer Mortalität oder Tod aufgrund kardiovaskulärer Ursachen während des gesamten Follow-ups. Sekundäre Endpunkte waren Tod jeglicher Ursache, wiederholter Aortenklappenersatz, thromboembolische Ereignisse und Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen.

Ergebnisse

 

Die Baseline-Charakteristika beider Behandlungsgruppen waren vergleichbar. In beiden Gruppen gab es keine AVR-bedingten Todesfälle. Das mediane Follow-up der finalen Auswertung betrug 11,8 Jahre.

 

Insgesamt traten 11 Todesfälle (15,1 %) in der AVR-Gruppe und 23 (31,9 %) in der SOC-Gruppe auf (HR 0,42; 95%KI [0,21; 0,86], p=0,018). Kardiovaskuläre Todesfälle kamen bei 2 (2,7 %) Personen der AVR-Gruppe vs. 17 Personen (23,6 %) der SOC-Gruppe vor (HR 0,10; 95%KI [0,02; 0,43]; p=0,002). Es gab keine Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen in der AVR-Gruppe, dagegen aber bei 19,4 % der Personen in der SOC-Gruppe (p=0,015).

Fazit

 

Die finalen 10-Jahresdaten der RECOVERY-Studie zeigen eindeutig, dass asymptomatische Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose von einem frühzeitigen Aortenklappenersatz profitieren: Kardiovaskuläre Todesfälle und Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen waren signifikant seltener in der Interventionsgruppe gegenüber der Gruppe mit konservativer Strategie.

Expertenkommentar

 

Die 10-Jahresdaten der RECOVERY-Studie zeigen einen dramatischen Unterschied im Hinblick auf die kardiovaskuläre Mortalität sowie Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen zugunsten der frühzeitigen Behandlung bei Patientinnen und Patienten mit hochgradiger asymptomatischer Aortenklappenstenose. Somit bestätigt die Studie die neue Empfehlung der aktuellen ESC/EACTS-Leitlinien, dass bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose mit niedrigem Risiko eine definitive Behandlung alternativ zu einem „watchful waiting“ erfolgen sollte.

Zur Person

Prof. Tanja Rudolph

Prof. Tanja Rudolph ist als Oberärztin und Leiterin der Interventionellen Kardiologie in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, in Bad Oeynhausen tätig. Ihre fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb sie in den Bereichen der Interventionellen Kardiologie und Herzinsuffizienz. 

Key Facts der Studie

10-Jahresdaten zum Vergleich der Outcomes nach frühem Aortenklappenersatz vs. abwartender Strategie

Die Langzeitdaten zur Gesamtmortalität, kardiovaskulärer Mortalität und Herzinsuffizienz-Hospitailsierungen favorisierten klar den frühen Aortenklappenersatz gegenüber der abwartenden Strategie.

Die Studie bestätigt die neue Empfehlung der aktuellen ESC/EACTS-Leitlinien, dass bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose und niedrigem Risiko eine definitive Behandlung alternativ zu einem „watchful waiting“ erfolgen sollte.


Referenzen

 

  1. Kang DH. Early Surgery Versus Conservative Management for Asymptomatic Severe Aortic Stenosis: Final Outcomes of the RECOVERY Trial. Final Outcomes of the RECOVERY Trial. LBS.03 Cutting Edge Valve and Coronary Trials, 09.11.2025, New Orleans, AHA 2025
  2. Kang DH et al. Early Surgery or Conservative Care for Asymptomatic Aortic Stenosis. N Engl J Med. 2020 Jan 9;382(2):111-119. doi: 10.1056/NEJMoa1912846.

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