Fan und sein Team gehen deshalb davon aus, dass der Mann an einer sog. Prinzmetal-Angina leidet. Dabei handelt es sich um eine Variante der Angina, die mit transienten ST-Streckenhebungen einhergeht, die aber nicht durch eine Stenose, sondern durch Spasmen in den Koronararterien ausgelöst wird. Im Gegensatz zur klassischen Angina, die oft unter Anstrengung auftrete, entstehe eine Prinzmetal-Angina meist in Ruhe und könnte durch Kälte, Kaffee, emotionaler Unruhe, Alkohol oder anderer Faktoren verursacht werden, erläutern die Kardiologen die Zusammenhänge. Nicht selten findet sich Alkohol als Auslöser. So hatten in einer Studie von Takizawa et al. 26,8% der Patienten mit einer Variant-Angina im Vorfeld Alkohol konsumiert.
Zwar sind die Mechanismen, wie Alkohol eine solche Form der Angina auslöst, noch nicht vollständig geklärt, wie die Autoren erläutern. Vieles spricht aber dafür, dass Alkohol durch eine vaskuläre endotheliale Dysfunktion Koronarspasmen triggert. Einen solchen Mechanismus vermuten die Kardiologen auch bei ihrem 50-jährigen Patienten. Durch das langjährige Rauchen und den andauernden Alkoholkonsum könne er eine endotheliale Dysfunktion entwickelt haben. Fan und Kollegen könnten sich zudem vorstellen, dass die hohe Prävalenz einer Aldehyd-Dehydrogenase 2-Defizienz in der ostasiatischen Bevölkerung diese für das Auftreten von Alkohol-induzierten Vasospasmen prädestiniert.