Die NEOMINDSET-Studie war eine multizentrische, randomisierte, offene Studie mit verblindeter Endpunktbewertung, die den frühzeitigen Verzicht auf Acetylsalicylsäure (ASS) nach PCI bei Patientinnen und Patienten mit ACS untersuchte. Eingeschlossen wurden rund 3.400 Patientinnen und Patienten mit STEMI oder NSTEMI, die innerhalb von 96 Stunden nach Krankenhausaufnahme eine erfolgreiche Revaskularisation mit Drug-Eluting Stents (DES) erhalten hatten.
Nach der PCI erfolgte eine 1:1-Randomisierung in eine Gruppe mit sofortiger ASS-Beendigung und Monotherapie mit einem potenten P2Y₁₂-Inhibitor (Prasugrel oder Ticagrelor) bzw. eine Gruppe mit 12-monatiger Standard-DAPT.
Das mittlere Alter lag bei 59,6 Jahren, 29,3 % waren Frauen. Nach 12 Monaten trat der primäre ischämische Endpunkt (Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder dringliche Revaskularisation) bei 7,0 % in der Monotherapiegruppe und 5,5 % unter DAPT auf (absolute Differenz: +1,47 Prozentpunkte; 95%KI [–0,16; 3,10]; p=0,11 für Nichtunterlegenheit).
Schwere oder klinisch relevante Blutungen (BARC 2, 3 oder 5) traten bei 2,0 % unter Monotherapie vs. 4,9 % unter DAPT auf (absolute Differenz: -2,97 Prozentpunkte; 95%KI [-4,20; -1,73]).
In einer Landmark-Analyse zeigte sich der ischämische Vorteil der DAPT in den ersten 30 Tagen (+1,5 %), danach kein Unterschied. Umgekehrt war der blutungsbezogene Vorteil der Monotherapie insbesondere nach Tag 30 bis Monat 12 ausgeprägt (-2,2 %).