Kein Benefit durch routinemäßiges H. pylori-Screening

 

ESC Congress 2025 | Infektionen mit Helicobacter pylori (H. pylori) sind häufig, auch bei Patientinnen und Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom (ACS), und sind mit einem erhöhten Risiko für obere gastrointestinale Blutungen (GIB) verbunden. In der registerbasierten Studie HELP-MI SWEDEHEART aus Schweden wurde untersucht, ob das Screening auf H. Pylori und die anschließende Eradikation Vorteile bringt im Hinblick auf Blutungen des oberen GI-Traktes. Prof. Robin Hofmann (Karolinska-Institut, Stockholm, Schweden) stellte die Daten vor, die zeitgleich publiziert wurden.1,2

 

PD Dr. Luise Gaede (Universitätsklinikum Erlangen) berichtet und kommentiert.

Von:

PD Dr. Luise Gaede

Rubrikleiterin Vaskuläre Herzerkrankungen

 

31.08.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Songquan Deng / Shutterstock.com

 

 

Patientinnen und Patienten mit ACS profitieren von einer DAPT, da diese ischämische Ereignisse reduziert. Diese Therapie ist jedoch mit einem erhöhten Risiko für Blutungskomplikationen verbunden, insbesondere für GIB. Einen zusätzlichen Risikofaktor für obere GIB stellt eine bestehende H. pylori-Infektion dar. Daraus ergibt sich die Hypothese, dass ein systematisches H. pylori-Screening mit gezielter Eradikationstherapie das Risiko für GIB bei Patientinnen und Patienten unter DAPT nach ACS verringern könnte. Diese Fragestellung wurde in der HELP-MI SWEDEHEART-Studie untersucht.

Methodik 

 

In einer randomisierten Clusterstudie in 35 schwedischen Krankenhäusern wurde geprüft, ob ein routinemäßiges H. pylori-Screening bei Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt (MI) das Risiko für GIB senkt. Die Kliniken wurden in 18 Cluster eingeteilt und wechselweise jeweils für ein Jahr einem Screening- oder Kontrollzeitraum zugeordnet. Das Screening erfolgte mittels 13C-Harnstoff-Atemtest während der Hospitalisation, bei positivem Befund wurde eine Eradikationstherapie durchgeführt. 

Ergebnisse

 

Insgesamt wurden 18.466 Patientinnen und Patienten eingeschlossen (medianes Alter 71 Jahre, 28,9 % Frauen). Von den Patientinnen und Patienten in der Screening-Gruppe wurden 70,1 % tatsächlich getestet. 23,6 % der Getesteten waren H. pylori-positiv, die Eradikationsrate lag bei 96,6 %. 
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 1,9 Jahren trat eine GIB bei 4,1 % der Patientinnen und Patienten in der Screening-Gruppe und bei 4,6 % in der Kontrollgruppe auf (HR 0,90; 95%KI [0,77; 1,05]; p=0,18), was keinen signifikanten Unterschied darstellte. Auch bei den sekundären Endpunkten – Gesamtmortalität, Reinfarkt und schweren kardiovaskulären Ereignissen – zeigten sich keine signifikanten Gruppenunterschiede.


Per-Protokoll-Analysen ergaben tendenziell niedrigere GIB-Raten bei:

  • Getesteten Patientinnen und Patienten: HR 0,84; 95%KI (0,65; 1,08); p=0,16
  • H. pylori-positiven Patientinnen und Patienten: HR 0,47; 95%KI (0,22; 1,01); p=0,05
  • Patientinnen und Patienten mit diagnostizierter und erfolgreich eradizierter Infektion HR 0,49; 95%KI (0,23; 1,06); p=0,07

 

Subgruppenanalysen zeigten signifikant niedrigere Blutungsraten bei:

  • Milder Anämie: HR 0,64; 95%KI (0,42; 0,98)
  • Moderater bis schwerer Anämie: HR 0,44; 95%KI (0,23; 0,87)

Fazit & Kommentar

 

Ein routinemäßiges H. pylori-Screening bei unselektierten MI-Patientinnen und -Patienten in einer Population mit niedriger Infektionsprävalenz führt nach aktuellen Daten nicht zu einer signifikanten Reduktion gastrointestinaler Blutungen. Subgruppen mit erhöhtem Risiko – insbesondere Patientinnen und Patienten mit Anämie oder in Populationen mit höherer H. pylori-Prävalenz – könnten jedoch potenziell klinisch von einem gezielten Screening und einer nachfolgenden Eradikationstherapie profitieren. 

Zur Person

PD Dr. Luise Gaede

PD Dr. Luise Gaede ist als Oberärztin des Herzkatheterlabors der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Erlangen tätig. Ihre fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb sie in den Bereichen der Interventionellen Kardiologie, Herzinsuffizienz sowie Intensiv- & Notfallmedizin. Bei Herzmedizin.de ist sie Leiterin der Rubrik Vaskuläre Herzerkrankungen.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Referenzen

 

  1. Hofmann R. HELP-MI SWEDEHEART – Randomised H. pylori screening after MI. presented during HOT LINE 9 on 1 September 2025 at 08:37 to 08:49 in Madrid (Main Auditorium) and simultaneously published 
  2. Hofmann R et al. Helicobacter pylori Screening After Acute Myocardial Infarction: The Cluster Randomized Crossover HELP-MI SWEDEHEART Trial. JAMA. 2025 Sep 1:e2515047. doi: 10.1001/jama.2025.15047. 

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