Prof. Hennersdorf zur  Praxistauglichkeit von CARL

 

Eine erste Studie zum innovativen Therapiekonzept CARL ergab vielversprechende Ergebnisse, die großes Aufsehen erregten. Doch wie sind die Sicherheit und Einsetzbarkeit im Alltag der neuartigen Reperfusionstherapie zu bewerten? Der Experte und Rubrikenherausgeber Prof. Hennersdorf (SLK-Kliniken Heilbronn) berichtet über eigene Erfahrungen und ordnet die Ergebnisse der Beobachtungsstudie ein.

Von:

Prof. Marcus Hennersdorf

Rubrikenherausgeber

 

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

23.01.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Universitätsklinikum Freiburg

Weiterentwicklungen der Reanimation werden dringend benötigt

 

Da die Reanimation bei Herz-Kreislauf-Stillstand nach wie vor mit einer hohen Mortalitätsrate verbunden ist, sind Weiterentwicklungen dringend wünschenswert. Zurückliegende Studien haben zum Teil ernüchternde Ergebnisse gezeigt. Die Vorstellung, dass mit Einsatz eines ECLS eine Verbesserung des Überlebens mit gutem neurologischen Outcome verbunden wäre, hat sich bislang so nicht nachweisen lassen. Bisher gibt es aber nur Systeme, die über einen kontinuierlichen Fluss hyperoxygeniertes und dekarboxyliertes Blut rückführen können.

Gute Einsetzbarkeit und sichere Handhabbarkeit

 

Das vorgestellte System CARL ist eine wesentliche Weiterentwicklung und Innovation auf diesem Gebiet. Im Alltag ist es gut einsetzbar, da es auf bekannten Systemkomponenten der extrakorporalen Reanimation mit ECMO-Systemen aufbaut. Die Handhabung ist somit sicher. Aufgrund der neu entwickelten Systemkomponenten könnte also zu erwarten sein, dass eine Reduktion der neurologischen Schäden nach Reanimation erreicht würde. Insbesondere die individuelle Parameteranpassung und pulsatile Rückführung des bislang nur hyperoxygenierten und dekarboxylierten Blutes könnte dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.

Bemerkenswerte Überlebensrate

 

Die vorliegende Arbeit zeigt nun beeindruckende Ergebnisse.1 Ein Überleben von 42 % und ein gutes neurologisches Outcome von 80 % der Überlebenden wurden in anderen Studien bislang nicht erreicht. Es wurden Patient:innen mit Reanimationen innerhalb und außerhalb des Krankenhauses eingeschlossen, aber auch solche, bei denen eine Kanülierung außerhalb des Krankenhauses erfolgte. Legt man die Daten prospektiver Studien zugrunde, kann man vermuten, dass eine Verbesserung  also erreichbar sein würde. In der Prague-OHCA-Studie war bei außerhalb des Krankenhauses reanimierten Patient:innen ein Überleben mit gutem neurologischem Outcome von 31 % in der mit ECLS behandelten Gruppe und 22 % in der konservativ behandelten Kohorte zu verzeichnen.2


Eine niederländische Studie (INCEPTION) kam bei außerhalb des Krankenhauses reanimierten Patient:innen zu ähnlichen Ergebnissen: Überleben mit gutem neurologischem Outcome 20 % in der ECMO-Gruppe, 16 % in der konservativen Gruppe. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass ein gut trainiertes Team ein so konzipiertes System in über 50 % der Fälle eine Kanülierung in unter 15 Minuten durchführen kann.3


Ein wichtiger Punkt sind die (vaskulären) Komplikationen unter extrakorporaler Therapie. Auch diese waren mit 24 % Blutungen und 9 % Ischämien in einem mit anderen Studien vergleichbaren Rahmen.

Hoffnungen auf einen Meilenstein

 

Sollten sich also die vorgelegten Ergebnisse in einer prospektiven Studie bestätigen, wäre dies ein großer Fortschritt in der sehr aufwendigen Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand. Das System könnte dann bei gut ausgewählten Patient:innen in einem gut trainierten Team zu einem besseren neurologischen Outcome dieses schwerstkranken Patientengutes beitragen.


Referenzen

  1. Trummer G et al. Treatment of Refractory Cardiac Arrest by Controlled Reperfusion of the Whole Body: A Multicenter, Prospective Observational Study. Journal of Clinical Medicine. 2024; 13(1):56. https://doi.org/10.3390/jcm1301005
  2. Belohlavek J et al. Effect of Intra-arrest Transport and Extracorporeal Cardiopulmonary Resuscitation on Functional Neurologic Outcome in Refractory Out-of-Hospital Cardiac Arrest-Reply. JAMA. 2022;327(23):2357.
  3. Suverein MM et al. Early Extracorporeal CPR for Refractory Out-of-Hospital Cardiac Arrest. N Engl J Med. 2023;388(4):299-309.

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