BETTER-BP bestätigt, dass sich auch mit mHealth und finanziellen Anreizen transient die Adhärenz verbessern lässt, aber ein klinisch bedeutsamer Effekt, auch auf Surrogatparameter (hier SBD, in anderen Studien auch LDL-Cholesterin), nicht nachweisen lässt. Warum eine Verbesserung der Medikamenteneinnahme nicht zu einer besseren Blutdruckkontrolle geführt hat, bleibt offen. Eine Limitation ist, dass der BD nur zu 3 Zeitpunkten beim Arzt gemessen wurde (zu Beginn, nach 6 und nach 12 Monaten), sodass keine Informationen zum BD-Verlauf vorlagen. Auch diese Studie bestätigt, dass eine schlechte Einnahmetreue nicht „heilbar“ ist. Wie bei allen bisherigen randomisierten Studien nimmt die Adhärenz nach Absetzen der Intervention wieder ab.
Elektronische Devices, wie z. B. MEMS, erfassen akkurat Zeitpunkt und Häufigkeit der Öffnung der Tablettendose und können mit automatischen, kontext-spezifischen Erinnerungen zur Tabletteneinnahme kombiniert werden. Nachteile sind der sehr hohe Preis und die Nichterstattung durch Krankenkassen; zudem könnten Patientinnen und Patienten die Flasche öffnen, eine Tablette entnehmen, diese aber nicht einnehmen und bei Polymedikation, d. h. 5 oder mehr Arzneimitteln, sind sie herausfordernd. Dies trifft auch auf BETTER-BP zu, wo nur die Einnahme eines Antihypertensivums zur Bestimmung der Adhärenz monitoriert wurde. Unterschiede in der Adhärenz zu den wesentlichen antihypertensiven Arzneistoffklassen sind aber bekannt.
Insgesamt ist die Studienlage sowohl zu Verhaltens- als auch zu mHealth-Interventionen inklusive Behavioral Economics (v. a. SMS) in kardiovaskulären Indikationen unzureichend.2-5 Hinzu kommt das Problem der Nicht-Adhärenz zur App und vor allem in sehr großen Studien, dass andere Einflussfaktoren (Medikamente, Lebensstil, Bewegung, Ernährung) nicht hinreichend erfasst werden können. Weitere ähnliche Studien sind wohl nicht zielführend, bevor nicht die Komplexität von langfristigen Verhaltensänderungen besser verstanden sind.