Die orale KCl-Supplementierung korrigierte die gestörte Natrium-Kalium-Verteilung im Körper und senkte den Blutdruck effizient bei Kosten von etwa 100 SG$ pro Jahr (≈ 75 US$).
Seit den positiven Resultaten der 2021 publizierten SSaSS-Studie, die in einem chinesischen Kollektiv eine mehr als zehnprozentige Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte und der Gesamtmortalität durch Verwendung eines Blutdruck-Salzes mit 25 % KCl gezeigt hatte2, stellt sich die Frage, ob der Nutzen durch Reduktion der Natriumzufuhr, Steigerung der Kaliumzufuhr oder eine Kombination von beiden hervorgerufen wurde. Die beim AHA-Kongress präsentierte, aber leider noch nicht publizierte SSTT-Studie untersuchte nun den Effekt einer alleinigen Kalium-Supplementierung und fand eine signifikante Reduktion des systolischen Blutdrucks um ca. 8 mmHg. Zudem nahm das mittels MRT gemessene Muskel-Natrium ab, dieser Effekt war umso ausgeprägter, je größer die Veränderung des Kaliumspiegels im Plasma war. Dies deutet auf eine Korrektur der gestörten Natrium-Kalium-Verteilung zwischen Intra- und Extrazellulärraum durch KCl-Supplementierung hin.
Eine Blutdruckreduktion um 8 mmHg, die mit der Reduktion durch ein einzelnes Antihypertensivum vergleichbar ist, ist klinisch relevant. Der blutdrucksenkende Effekt war ca. 4–5 mmHg ausgeprägter als in der SSaSS-Studie. Die KCl-Supplementierung erscheint damit effizient hinsichtlich der Reduktion des systolischen Blutdrucks. Kardiovaskuläre Endpunkt wurden nicht berichtet und können angesichts der geringen Patientenzahl und der kurzen Nachbeobachtung auch nicht sinnvoll beurteilt werden. Neben dem kleinen Kollektiv von nur 40 Patientinnen und Patienten ist eine wesentliche Limitation der Studie, dass die untersuchte Population nicht repräsentativ für Hypertoniker im Versorgungsalltag war. Alle Patientinnen und Patienten wurden wegen Verdacht auf HA abgeklärt, bei etwas mehr als der Hälfte wurde ein solcher auch diagnostiziert. Für die Abklärung war eine Pausierung mehrerer Substanzgruppen empfohlen (MRA, ACE-Hemmer/Sartane, Betablocker, Diuretika), Kalziumkanalblocker und Alphablocker wurden bevorzugt eingesetzt. Damit beantwortet die Studie nicht die klinisch entscheidende Frage, ob Hypertoniker ohne Verdacht auf HA, die Erstlinien-Antihypertensiva erhalten, die in irgendeiner Form ins Renin-Angiotensin-Aldosteron-System eingreifen, ebenfalls von einer KCl-Supplementierung profitieren.
Die KCl-Supplementierung war unter regelmäßigen Kontrollen des Kaliumspiegels sicher, relevante Hyperkaliämien wurden nicht beobachtet. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass der initiale Kaliumspiegel meist niedrig normal (bei EH) oder sogar hypokaliäm (bei HA) war, die Daten zur Sicherheit können sicherlich nicht auf Patientinnen und Patienten mit höheren Ausgangswerten extrapoliert werden.
Die Bedeutung der SSTT-Studie für die alltägliche Versorgung ist damit gering, und sie trägt nicht wesentlich zur Klärung der eingangs von den Studienautoren gestellten Frage bei, ob die erhöhte KCl-Zufuhr der führende Grund für den Nutzen des „Blutdruck-Salzes“ in der SSaSS-Studie war. Angesichts mehrerer Studien, die in der Vergangenheit einen Blutdruck-senkenden Effekt sowohl einer NaCl-Restriktion als auch einer erhöhten KCl-Zufuhr gezeigt haben, ist davon auszugehen, dass beide Maßnahmen von Vorteil sind und idealerweise durch eine gesunde, Kalium-reiche und Natrium-arme Ernährung, ergänzt durch Verwendung eines Blutdruck-Salzes, umgesetzt werden sollten. Dies steht auch im Einklang mit aktuellen Leitlinien.