Bereitschaft zur Teilnahme an einem digitalen Nachsorgeprogramm Vorhofflimmern

Anke Langbein (Dresden)1, A. Aboelela (Dresden)1, S. Freund (Dresden)1, G. von Degenfeld (München)2, M. Ziegler (München)2, A. Boscheri (München)2, A. Leber (München)2, S. Schreier (Dresden)3, S. G. Spitzer (Dresden)1

1Medizinisches Versorgungszentrum Kardiologie, Angiologie, Radiologie, Nuklearmedizin Dresden, Deutschland; 2iATROS GmbH München, Deutschland; 3AOK Plus - Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen Dresden, Deutschland

 

Hintergrund: Digitale Gesundheitsanwendungen erfahren eine zunehmende Verbreitung. Es existieren bislang nur begrenzte Daten über die Bereitschaft von Patienten, entsprechende Angebote zu nutzen. Ziel dieser Studie war es, das Teilnahmeverhalten an einem digitalen Programm zur verbesserten Nachsorge nach Ablation bzw. elektrischer Kardioversion von Vorhofflimmern genauer zu analysieren. 

 

Methoden: Patienten mit Vorhofflimmern und Vorhofflattern, bei denen eine elektrische Kardioversion oder eine Katheterablation erfolgte, wurden über die Möglichkeit zur Teilnahme am „Digitalen Nachsorgeprogramm Vorhofflimmern" aufgeklärt. Im Rahmen dieses Programms der AOK PLUS in Kooperation mit unserer Praxisklinik und dem Unternehmen iATROS erhielten die Patienten eine Smartwatch zur EKG-Dokumentation, um eine intensivierte Rhythmusnachsorge zu ermöglichen. Über die iATROS App können weitere Gesundheitswerte erfasst werden, außerdem bietet die App digitale Schulungsinhalte zur Lebensstilanpassung. Ergänzend zur kardiologischen Nachsorge in unserer Praxisklinik erfolgt eine telemedizinische Betreuung durch Teleärzte. Nach dem Unterzeichnen der Einverständniserklärung erhalten die Patienten einen Code zur Aktivierung der App und werden danach vom telemedizinischen Zentrum zur Initiierung des Programms kontaktiert.  

 

Ergebnisse: 197 Patienten (mittleres Alter 68+9 Jahre, 113 männlich) wurden nach erfolgter Ablation (n=166) oder elektrischer Kardioversion (n=31) über das digitale Nachsorgeprogramm aufgeklärt. 44,7% (n=88) der Patienten (mittleres Alter 63+7 Jahre, 61 männlich) gaben primär ihr Einverständnis zur Teilnahme. 55,3% (n=109) der Patienten (mittleres Alter 71+8 Jahre, 52 männlich) lehnten die Teilnahme direkt nach dem Aufklärungsgespräch ab. Das mittlere Alter der zustimmenden Patienten war signifikant niedriger als das der ablehnenden Patienten (Männer 62+8 Jahre versus 69+9 Jahre, Frauen 65+6 Jahre versus 74+6 Jahre; p<0,05). Gründe für eine Nichtteilnahme waren fehlendes Interesse (n=39, 35,8%), mangelndes technisches Verständnis (n=36, 33%), keine e-mail-Adresse (n=17, 15,6%) bzw. kein vorhandenes Smartphone (n=17, 15,6%). Ergänzend wurden 66 Patienten mit geeigneten Einschlusskriterien, die in den 3 Monaten vor Programmbeginn eine Ablation oder Kardioversion erhielten, schriftlich über das Programm informiert. 41% (n=27) der angeschriebenen Patienten willigten in die Teilnahme ein. 

28,7% (n=33) aller Patienten, die primär einer Teilnahme zugestimmt hatten (n=115), haben diese im weiteren Verlauf zurückgezogen (6x technisch mit App überfordert, 4x keine Telearztbetreuung gewünscht, 1x zu wenig Bedenkzeit, 22x Widerruf ohne Angabe eines Grundes). Damit nehmen derzeit 31,2% (n=82) der initial aufgeklärten Patienten aktiv am digitalen Nachsorgeprogramm teil. 

 

Schlussfolgerung: Das Angebot der Nutzung eines appbasierten Nachsorgeprogramms nach Katheterablation bzw. Kardioversion von Vorhofflimmern oder Vorhofflattern wird von ca. einem Drittel der Patienten angenommen. Eine umfassende schriftliche Information des Patienten kann vergleichbare Einschlussquoten wie die persönliche ärztliche Aufklärung erreichen.

Von ca. zwei Drittel der Patienten wird eine Teilnahme abgelehnt, limitierend waren fehlende Patientenmotivation, aber auch Mangel an technischem Verständnis und technischen Voraussetzungen. Dies spiegelt sich im niedrigeren Altersdurchschnitt der am Programm teilnehmenden Patienten im Vergleich zum gesamten aufgeklärten Patientengut wider. 

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