Altersabhängige Normwerte für die myokardiale Perfusionsreserve bei CMR-basierter Bestimmung anhand von Koronarvenensinus-Flussmessungen

Michael Bietenbeck (Münster)1, H. Fonfara (Münster)1, N. Akyol (Münster)1, A. Emara (Münster)1, P. Stalling (Münster)1, M. Theofanidou (Münster)1, V. Vehof (Münster)1, A. Yilmaz (Münster)1

1Universitätsklinikum Münster Herz-MRT-Zentrum Münster, Deutschland

 

Hintergrund

Eine Funktionsstörung der koronaren Mikrozirkulation (coronary microvascular dysfunction-CMD) ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ergebnisse verbunden. Die Pathomechanismen, die einer CMD zu Grunde liegen können, durchaus vielfältig und umfassen neben einer ursächlichen Makrozirkulationsstörung sowohl strukturelle als auch funktionelle Veränderungen des koronararteriellen Systems, die bisher mit bildgebenden Verfahren nur indirekt dargestellt werden können. Ein in Aufnahme und Auswertung einfaches Verfahren stellt die Flussmessung im Koronarvenensinus (coronary sinus flow-CSF) während Ruhebedingungen und vasodilativem Stress i.R. einer kardiovaskulären Magnetresonanztomographie (cardiovascular magnetic resonance imaging-CMR) dar. Aus diesen Flusswerten kann eine globale myokardiale Perfusionsreserve (MPR) abgeleitet werden, deren Reduktion bereits in Patientenkollektiven mit bekannter CMD gezeigt wurde. Zur Einordung der MPR in die klinische Bewertung einer CMR ist der Vergleich zu belastbaren MPR-Normwerten eminent. Diese sind jedoch unseres Wissens bisher noch nicht alters- und geschlechtsspezifisch erhoben oder publiziert wurden.

Methodik

Retrospektiv wurden insgesamt 83 Patienten ohne klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren und ohne stattgehabte SARS-CoV2-Infektion in den zurückliegenden 9 Monaten identifiziert, die zum Ausschluss einer myokardialen Ischämie in unserem Herz-MRT-Zentrum vorstellig wurden und bei denen auch CSF-Messungen durchgeführt wurden. Im Rahmen der Stress-CMR wurden (nicht-)ischämische Kardiomyopathien sowie relevante Klappenerkrankungen ausgeschlossen. Die der CSF-MPR zugrundeliegenden Phasenkontrast-Flussmessungen wurden ca. 1cm vom Ostium, senkrecht zum Verlauf des Koronarvenensinus, unter Ruhe- und Stressbedingungen (400μg Regadenoson oder 420μg/kg Adenosin) durchgeführt. Durch parallele Aufzeichnung der Herzfrequenz während der Messungen kann die MPR pro Herzaktion oder pro Minute berechnet werden: MPR=Fluss-Stress/Fluss-Ruhe.

Ergebnisse

Im hier untersuchten Kollektiv zeigte die MPR eine nur minimale Korrelation zum Patientenalter bei undifferenzierter Betrachtung des Gesamtkollektivs (R²<0,1) und keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern. Wurden jedoch, wie für den klinischen Alltag sinnvoll und erforderlich, eindeutige Altersgruppen definiert (Tabelle), konnten jeweils hoch-signifikante MPR-Unterschiede beim Vergleich zur obersten Alterskategorie ermittelt werden: Für jüngere Patienten <30 Jahren wurde im Vergleich zur Gruppe derjenigen mit Alter 30-60 Jahre bzw. >60 Jahre deutlich höhere MPR-Werte ermittelt. Mit zunehmender Altersgruppe wurden signifikant niedrigere MPR-Werte registriert:

Altersgruppe, (N)

<30(23)

30-60(39)

>60(21)

p-Wert

Alter, Jahre

25(20-28)

50(43-53)

70(62-75)

p<0,001

Männer

17/74%

22/56%

9/43%

p<0,001

CSF-MPR_pro min

2,69(2,02-3,29)

2,14(1,67-2,86)

1,70(1,47-2,06)

p<0,001

CSF-MPR_pro beat

3,57(2,86-5,29)

2,92(2,42-4,57)

2,27(2,03-2,82)

p<0,001

Schlussfolgerung

Sowohl die Erhebung als auch die Auswertung der CMR-basierten Bestimmung der MPR anhand von Koronarvenen-Flussmessungen können schnell und einfach in die klinische Routine einer Stress-CMR-Untersuchung integriert werden. Unterteilt in Alterskategorien ergeben sich hochsignifikante Unterschiede der MPR sowohl pro Herzaktion also auch pro Minute. Bei zukünftigen Untersuchungen der CMD mittels CMR-basierter Ansätze sollten diese Normwerte entsprechende Berücksichtigung finden.

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