Lp(a) in der klinischen Routine: ein unterschätzter und bald behandelbarer Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse und Herzinsuffizienz? Ergebnisse aus dem Lübecker Lp(a) HF-Register

Matthias Mezger (Lübeck)1, T. Solle (Lübeck)1, D. Jurczyk (Lübeck)1, C. Fatum (Lübeck)1, S. Moeller (Lübeck)1, I. Eitel (Lübeck)1, C. Paitazoglou (Lübeck)1

1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland

 

Einleitung

Neben den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren: arterielle Hypertonie, Hypercholesterinämie, Rauchen hat sich in den letzten Jahren auch eine Erhöhung von Lipoprotein(a) als bedeutender Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse herauskristallisiert. Ziel des Lübecker Lp(a) HF- Registers ist es, die Rolle von Lp(a) für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz systematisch zu untersuchen. 

Methodik

Das Lübecker Lp(a) HF- Registers ist eine kombiniert retrospektive/prospektive Versorgungsforschungsstudie. Hier berichten wir über die retrospektive Analyse, die Patienten umfasst, die sich im Jahr 2021 im Herzkatheterlabor unserer Klinik mit ST- Strecken- Elevationsmyokardinfarkt (STEMI) und Nicht- ST- Strecken- Elevationsmyokardinfarkt (NSTEMI) vorgestellt haben. Fokus hierbei lag darauf, wie häufig Lp(a) bisher bei diesem Patientenkollektiv bestimmt wurde und ob sich Unterschiede im Outcome/in der Entwicklung einer Herzinsuffizienz zeigten. Kategorielle Variablen wurden mittels Chi2 oder exaktem Fisher Test analysiert und numerisch/prozentual angegeben. Kontinuierliche Variablen wurden mittels Mann- Whitney- U Test analysiert und als Median und Interquartilsabstand (IQR, Q1-Q3) dargestellt.

Ergebnisse

Wir konnten n=527 konsekutive Patienten identifizieren, die im Jahr 2021 mit der Diagnose STEMI (n=158) beziehungsweise NSTEMI (n=369) untersucht wurden. Dabei waren die Patienten mit STEMI jünger als die Patienten mit NSTEMI (STEMI vs. NSTEMI: Median (IQR, Q1-Q3) 70,0 Jahre (59,0-78,7) vs. 73,3 Jahre (64,0-81,8), p= 0,004), häufiger Raucher und hatten häufiger eine positive Familienanamnese (STEMI vs. NSTEMI: Raucher 36,7% vs. 25,2%, p= 0,025; Familienanamnese 17% vs. 8%, p= 0,02). Trotz unterschiedlicher Infarktentität war die LV- Funktion und das NTproBNP zwischen beiden Gruppen vergleichbar (STEMI vs. NSTEMI: 48% (37-55) vs. 50% (38-55); NTproBNP: 1486 pg/ml (386-4854) vs. 2237 pg/ml (594-8750). Lp(a) wurde signifikant häufiger bei Patienten mit STEMI bestimmt (33% vs. 14,6%, p< 0,001). Insgesamt war die Bestimmungshäufigkeit jedoch niedrig und in beiden Gruppen < 50%. Aus der Anamnese war ein Lp(a)- Wert nur bei 3,2% (STEMI) und 3,0% (NSTEMI) der Patienten bekannt. Numerisch waren die Lp(a)- Werte zwischen den beiden Gruppen vergleichbar (STEMI vs. NSTEMI: 41 nmol/l (16-139) vs. 36 nmol/l (17-104). Laborchemisch sahen wir signifikant höhere Laborparameter bei den Patienten mit STEMI (STEMI vs. NSTEMI: Troponin 1394 ng/l (151-4473) vs. 156 ng/l (62,3-529), p< 0,001; CK 1052 U/l (376-2829) vs. 173 U/l (90-475), p< 0,001; CK-MB 107 U/l (57-270) vs. 45,8 U/l (24,2-110), p< 0,001). Dementsprechend war der Anteil von Patienten mit kardiogenem Schock, Tod bei der PCI sowie Tod während des stationären Aufenthalts bei den Patienten mit STEMI signifikant größer (STEMI vs. NSTEMI: kardiogener Schock 32,9% vs. 10,6%, p< 0,001; Tod bei der PCI 3,8% vs. 0,5%, p< 0,001; Tod während des stationären Aufenthalts 21,5% vs. 6,5%, p< 0,001). Hinsichtlich der Dauer des stationären Aufenthalts sahen wir keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen (STEMI vs. NSTEMI 5 Tage (4-9) vs. 5 Tage (3-8)). 

Zusammenfassung

Obwohl Lp(a) ein bekannter& wichtiger CV- Risikofaktor ist wird er nur in der Minderheit der Patienten mit STEMI & NSTEMI tatsächlich in der klinischen Routine bestimmt. Wir konnten keinen Zusammenhang zwischen der Höhe des Lp(a)-Wertes und dem Outcome oder der Entwicklung einer Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarktereignis beobachten. 
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