Andrea Baessler · Pascal Bauer · Michael Becker · Susanne Berrisch-Rahmel ·
Britta Goldmann · Ekkehard Grünig · Catharina Hamm · Benjamin Meder ·
Ingrid Kindermann · Peter Ong · Ute Seeland · Burkhard Sievers ·
Christina Strack · Maura M. Zylla · Jana Boer*
* Für die Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind weltweit sowohl bei Männern als auch bei
Frauen die führende Todesursache. Durch fokussierte klinische und wissenschaftliche
Untersuchungen hat sich das Verständnis für geschlechterspezifische Unterschiede
in der Prävalenz, Pathophysiologie und klinischen Präsentation von Herz-
Kreislauf-Erkrankungen deutlich verbessert. Es ist mittlerweile unbestritten,
dass sich kardiovaskuläre Erkrankungen bei beiden Geschlechtern nicht immer
identisch manifestieren, sondern Unterschiede in Anatomie, Prävalenz, Ätiologie,
Pathophysiologie, Symptomatik sowie in Verlauf, Therapieansprechen und
der Prognose aufweisen können. Aktuelle Leitlinien für das Management von
kardiovaskulären Erkrankungen berücksichtigen die geschlechterspezifischen
Unterschiede derzeit nur wenig, hauptsächlich da noch unzureichende Evidenz
vorliegt, weil Frauen in den Studien zu oft unterrepräsentiert sind. Das vorliegende
Positionspapier der DGK beleuchtet gezielt geschlechterspezifische Aspekte in
relevanten Spezialisierungen der Kardiologie. Es fasst die bisher vorhandene
wissenschaftliche Evidenz zusammen und gibt Empfehlungen, die bei Symptomatik,
Diagnose und Therapie von Frauen und Männern zu beachten sind. Dadurch soll eine
fundierte Grundlage für eine personalisierte Behandlung von Patienten geschaffen
werden, bei der geschlechterbezogene Unterschiede Berücksichtigung finden. Das
Positionspapier unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschungsanstrengungen,
die eine ausreichende Anzahl weiblicher Probanden in Studien einschließen sowie
Maßnahmen zur Fort- undWeiterbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal
umfassen. Eine konsequente Berücksichtigung geschlechterspezifischer Aspekte kann
zur Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen.
Baessler A., Bauer P., Becker M., et al.
Geschlechterspezifische Aspekte kardiovaskulärer Erkrankungen
Kardiologie 2024 · 18:293–321
https://doi.org/10.1007/s12181-024-00694-9