HERZMEDIZIN: Das Deutsche Aortenklappenregister wurde bislang gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) verantwortet. Wie gestaltete sich die bisherige Zusammenarbeit? Gab es auch Reibungspunkte? Und ändern sich die Verantwortlichkeiten durch die Integration in das IRD?
Möllmann: Natürlich gab es Diskussionen, insbesondere bei der Interpretation der Daten. Aber wo Reibung ist, entsteht auch Wärme. Am Ende des Tages haben die Debatten zu vernünftigen Lösungen geführt und das gemeinsame Engagement hat die Fachgesellschaften auch ein Stück weiter zusammenwachsen lassen, was uns auch für die Zukunft gemeinsam als die richtigen Ansprechpersonen für die herzmedizinischen IRD-Daten qualifiziert.
Beyersdorf: Da kann ich nur zustimmen. Beide Fachgesellschaften haben hier vertrauensvoll zusammengearbeitet und ein Register wie GARY ist auch nur durch solch eine Kooperation möglich, wie sie hervorragend von den Gründern des Registers, Prof. Friedrich W. Mohr (DGTHG) und Prof. Christian W. Hamm (DGK), initiiert worden ist. Auch zukünftig werden wir bei der Interpretation der Daten sicherlich eine entscheidende Rolle spielen, auch wenn die Datenerhebung nun über das IRD erfolgt.
HERZMEDIZIN: Welche langfristigen Vorteile erhoffen Sie sich von der Integration des Aortenklappenregisters in das IRD für die herzmedizinische Gesundheitsversorgung? Gibt es auch Herausforderungen?
Beyersdorf: Die größten Vorteile sind wie erwähnt die vollständige Datenerfassung und das Entfallen einer zeitaufwändigen Aufklärungspflicht. Die medizinischen Erkenntnisse werden allen zugutekommen. Darüber hinaus freuen wir uns, dass durch den Übergang in das IRD die Finanzierung bis auf Weiteres sichergestellt ist. Wichtig ist, dass die Daten nicht nur gesammelt, sondern auch weiterhin wissenschaftlich korrekt analysiert werden, sowohl aus medizinischer Sicht als auch mit Maß, Ziel und Weitsicht hinsichtlich gesundheitspolitischer Maßnahmen.
Eine andere Herausforderung ist der bürokratische Aufwand durch die Dateneingabe. Um diesen zu reduzieren, sollten neue Technologien wie KI oder Automatisierung durch Schnittstellen genutzt werden, um Daten leichter zu übertragen.
Möllmann: Neben den vielen Vorteilen sehe ich aus wissenschaftlicher Sicht allerdings einen großen Nachteil: Es ist im neuen Implantateregister kein strukturiertes Follow-up vorgesehen. Bei GARY wurden regelhaft zumindest bestimmte Patientenkollektive bis zu 5 Jahre nachverfolgt. Zwar können Sozialversicherungsdaten und Ähnliches für gematchte Analysen genutzt werden, aber die Aussagekraft wird dadurch begrenzt.