Junge Sportlerinnen können einem erheblichen kardiovaskulären Risiko ausgesetzt sein, gerade weil niemand damit rechnet. In einer US-amerikanischen Studie wiesen sie erstaunlich hohe Blutdruckwerte auf.
Junge Sportlerinnen können einem erheblichen kardiovaskulären Risiko ausgesetzt sein, gerade weil niemand damit rechnet. In einer US-amerikanischen Studie wiesen sie erstaunlich hohe Blutdruckwerte auf.
Von Joana Schmidt
10.04.2020
Sie wirken topfit, doch ihr Blutdruck ist erhöht. Das stellten US-amerikanische Forscher bei beinahe der Hälfte der in ihrer Studie untersuchten College-Athletinnen fest. „Es gibt nur sehr wenige Studien zur Herzgesundheit und den Risikofaktoren von Sportlerinnen, die zu kardiovaskulären Erkrankungen führen können“, sagte Dr. Cecil Rambarat von der Universität Florida, Erstautorin der Studie. „Diese Arbeit liefert eine Grundlage, auf der wir die Herzgesundheit von Sportlerinnen im Vergleich zu männlichen Sportlern untersuchen können.“
Die Studie, die im Rahmen der „virtuellen“ ACC-Tagung publiziert wurde, schloss Daten von 329 Sportlerinnen zweier US-amerikanischer Universitäten ein. Ihr Blutdruck wurde zu Beginn der Studie bei einer medizinischen Untersuchung gemessen. Die Forscher klassifizierten die Werte nach den US-Leitlinien, die 2018 strengere Grenzwerte definierten als in Europa, sodass in den USA jetzt deutlich mehr Menschen mit hohem Blutdruck auffallen. Als normal galt in der aktuellen Studie unter 120/80 mmHg, als erhöht 120 bis 129/unter 80 mmHg, Hypertonie Grad 1 wurde als 130 bis 139 mmHg/80 bis 89 mmHg und Hypertonie Grad 2 als 140 oder mehr/90 oder mehr mmHg definiert.
47% der Athletinnen hatten einen Blutdruck, der die Normwerte überstieg, deutlich mehr als der Anteil von fünf bis zehn Prozent, der bei jungen Frauen zu erwarten war, so Rambarat in einer Pressemitteilung der ACC. Von den Frauen mit erhöhten Werten zählten 61% zu der Gruppe mit erhöhtem Blutdruck, 38% zur Gruppe mit Hypertonie Grad 1 und 1% zu der Gruppe mit Hypertonie Grad 2. Das sei ein bemerkenswerter Anteil und bedürfe weiterer Untersuchungen.
„Wenn diese Sportlerinnen im jungen Alter einen hohen Blutdruck entwickeln, möglicherweise im Zusammenhang mit ihrem Training oder mit anderen Lebensstilfaktoren, müssen wir über bessere Möglichkeiten nachdenken, um identifizierbaren Risikofaktoren entgegenzuwirken, oder erwägen, bereits früher mit Bluthochdruckmedikamenten zu beginnen“, erläuterte Rambarat.
Die Forscher entdeckten signifikante Unterschiede bei den Blutdruckwerten von Sportlern unterschiedlicher Sportarten. Dabei kam es darauf an, ob diese eher dynamisch mit viel aktiver Bewegung oder eher statisch mit einzelnen intensiven Anstrengungen waren. Etwa entwickelten Frauen, die Softball spielten (wenig statisch, eher dynamisch) eher Bluthochdruck, als Frauen, die Gymnastik machten (wenig dynamisch, eher statisch).
Laut der Forscher sei die Studie besonders wichtig, da Sportlerinnen in der Vergangenheit weniger untersucht wurden als männliche Sportler. Unter den Männern hatten viele ein größeres Herz und eine niedrigere Ruheherzfrequenz als Nicht-Sportler.
Möglicherweise gebe es auch bei sportlichen Frauen kardiovaskuläre Besonderheiten, was weitere Untersuchungen erfordere, so Rambarat. Diese könnten etwa Echokardiogramme einbeziehen, um zu verstehen, ob es bei Sportlerinnen auch ein bestimmtes Muster von Veränderungen gebe, das dem der Männer ähnelt.
Eine Einschränkung der Studie war die relativ kleine Anzahl an Stichproben und dass die Blutdruckmessung lediglich zu einem einzigen Zeitpunkt durchgeführt wurden.
Rambarat C et al. Vorgestellt bei der Tagung der Amerikanischen Fachgesellschaft für Kardiologie ACC und dem Weltkardiologenkongress ACC.20/WCC virtuell 2020.
ACC-Pressemitteilung: High Blood Pressure Surprisingly Common in Female College Athletes. 18.03.2020.