Die Frage ist, wie relevant dieses Ergebnis für die Praxis ist. Eine Limitierung könnte sein, dass die Art, wie „treat to target“ in der Studie gehandhabt wurde, nicht unbedingt dem entspricht, wie diese Strategie inzwischen in der Praxis realisierbar ist. In der LODESTAR-Studie hatten die Untersuchenden den Fokus primär auf Strategien der Statintherapie und deren Intensität gerichtet. In der Gruppe mit Zielwert-Strategie war deshalb die High-intensity-Statintherapie zugleich das Maximum an wählbarer Therapieintensität.
Kombinationen mit anderen Lipidsenkern wie Ezetimib zur weiteren LDL-C-Reduktion für den Fall, dass der LDL-C-Zielwert nicht erreicht wurde, waren den an der Studie beteiligten Ärztinnen und Ärzten nicht unbedingt ans Herz gelegt worden. Nur bei wenigen Patientinnen und Patienten war denn auch eine Zusatztherapie mit Ezetimib initiiert worden. So wollte man vermeiden, dass Nichtstatine als potenzielle Störfaktoren zu unerwünschten „Imbalancen“ bei der Behandlung führen. Das könnte erklären, warum in der Treat-to-Target-Gruppe trotz klarer Zielvorgabe immerhin rund 40 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren LDL-C-Werten oberhalb des empfohlenen Zielbereichs lagen.
In der Praxis dürfte es mittlerweile kein allzu schwieriges Unterfangen sein, mit den heute vorhandenen Möglichkeiten einer aggressiveren lipidsenkenden Kombinationstherapie die LDL-C-Werte auch bei dieser Patientengruppe in den Zielbereich zu senken. Dafür stehen mit Ezetimib, PCSK9-Hemmern sowie Bempedoinsäure und Inclisiran inzwischen nicht weniger als vier Optionen zur Verfügung.