Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um Kompressionsstrümpfe bei vasovagalen Synkopen, aktuelle Daten zur Reanimation, CPAP-Beatmung bei Schlafapnoe, Prognosefaktoren nach T-TEER sowie Harnsäure-Grenzwerte und Gefäßsteifigkeit.
Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um Kompressionsstrümpfe bei vasovagalen Synkopen, aktuelle Daten zur Reanimation, CPAP-Beatmung bei Schlafapnoe, Prognosefaktoren nach T-TEER sowie Harnsäure-Grenzwerte und Gefäßsteifigkeit.
Von:
Martin Nölke
HERZMEDIZIN-Redaktion
20.08.2025
Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com
Eine randomisierte, Sham-kontrollierte Studie untersuchte, ob Kompressionsstrümpfe helfen, das Wiederauftreten von vasovagalen Synkopen zu verhindern. 266 Erwachsene (mittleres Alter 39 Jahre, 58 % Frauen) mit wiederholten vasovagalen Synkopen erhielten entweder oberschenkelhohe Kompressionsstrümpfe mit 25–30 mmHg Druck oder als Kontrolle identisch aussehende Strümpfe mit <10 mmHg. Nach 12 Monaten hatten 29 % der Teilnehmenden in der Kompressions-Gruppe und 35 % in der Kontroll-Gruppe ein Rezidiv erlitten, was keinen signifikanten Unterschied ergab (OR 0,77; 95%KI 0,46–1,29; p=0,32). Auch die Zeit zum Wiederauftreten unterschied sich nicht signifikant (HR 0,84; 95%KI 0,55–1,29; p=0,44). Allerdings traten während des aktiven Tragens der Kompressionsstrümpfe signifikant weniger Synkopen auf (32,7 % vs. 45,1 %; p=0,024). Insgesamt unterstützen die Ergebnisse nicht den routinemäßigen Einsatz von oberschenkelhohen Kompressionsstrümpfen bei vasovagalen Synkopen.1
Laut Deutschem Reanimationsregister erlitten 2024 in Deutschland schätzungsweise rund 136.000 Personen außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand (entspricht durchschnittlich 370 Betroffene pro Tag). Die Ersthelfenden-Reanimationsquote stieg an den Referenz-Standorten des Registers von 50,7 % auf 55,4 %. Der Anteil von Defibrillationen durch Ersthelfende stieg erstmals signifikant auf 2 % der Fälle, was als Erfolg für Helfer-vor-Ort-Systeme gewertet wird. Eine Hypothermie-Behandlung zum Schutz des Gehirns wurde trotz Leitlinien-Empfehlung nur noch in 17,3 % der Fälle angewandt, vermutlich aufgrund der Verunsicherung durch neue Studien. Aktuelle Daten u. a. des Reanimationsregisters sehen jedoch durch die Behandlung eine Verbesserung der Überlebenschancen um bis zu 60 %. Der Anteil an intraossären Zugängen lag weiterhin bei >20 %, trotz Empfehlung des intravenösen Zugangs.2
In einer Meta-Analyse von 3 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 3.549 Personen mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) und kardiovaskulärer Begleiterkrankung wurde über einen Zeitraum von durchschnittlich 3 Jahren untersucht, ob der Nutzen einer CPAP-Beatmung (Continuous Positive Airway Pressure) von der OSA-Risikowertung abhängt. Betroffene mit Hochrisiko-OSA – definiert durch große Hypoxämielast oder starke Herzfrequenzsteigerung während Apnoe – profitierten deutlich: Die Behandlung senkte das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Ereignisse (MACCE) um 17 %. Ein noch größerer Effekt zeigte sich mit 24 % bei Hochrisiko-OSA ohne Tagesmüdigkeit. Bei Niedrigrisiko-OSA stieg hingegen das Risiko unter CPAP um 22 % bzw. um 30 % (ohne Tagesmüdigkeit). Die zugrundliegenden Mechanismen blieben unklar und bedürfen weiterer Forschung. Die Ergebnisse legen jedoch einen differenzierten Ansatz zur Behandlung von OSA nahe.3
Im internationalen EuroTR-Register wurden 2.191 Personen (mittleres Alter 78 Jahre, 53 % Frauen) mit schwerer Trikuspidalinsuffizienz analysiert, die eine Transkatheter-Trikuspidalklappenreparatur (T-TEER) erhielten. Eine erfolgreiche Reduktion der Insuffizienz auf einen Schweregrad von ≤2+ gelang in 80 % der Fälle. In multivariaten Analysen über einen Zeitraum von 3 Jahren waren eine Abnahme der TAPSE (tricuspid annular plane systolic excursion; HR 1,05 pro 1-mm-Abnahme; 95%KI 1,03–1,08), eine Zunahme des mittleren RV-Durchmessers (HR 1,02 pro 1-mm-Zunahme; 95%KI 1,00–1,03) sowie ein zunehmender Grad der residualen Trikuspidalinsuffizienz mit einer erhöhten Mortalität und einem höheren Risiko für Herzinsuffizienz-Hospitalisation assoziiert. Am ungünstigsten war die Prognose bei gleichzeitiger RV-Dysfunktion und -Dilatation. Die Ergebnisse sprechen für eine frühzeitige Intervention und für das Erreichen einer möglichst vollständigen Reduktion der Insuffizienz, um die Prognose zu verbessern.4
In der bevölkerungsbasierten NAKO-Studie mit 70.649 Personen war arterielle Steifigkeit bereits mit Harnsäurespiegeln im Normbereich verbunden. Der Effekt war bei Frauen signifikant und deutlich stärker ausgeprägt. In multivariablen linearen Regressionsmodellen zeigte sich eine Assoziation zwischen Harnsäure (mmol/l) und Pulswellengeschwindigkeit (m/s; Indikator für Steifigkeit) von β = 1,35 (95%KI 1,05–1,66) bei Frauen und β = 1,12 (95%KI 0,78–1,45) bei Männern. Ein Random-Forest-Modell bestätigte Harnsäure als einen der wichtigsten Einflussfaktoren. Eine Erhöhung um 100 µmol/l entspräche einer Gefäßalterung von etwa 7 Jahren bei Frauen und etwa 4 Jahren bei Männern, so die Forschenden. Sie regen an, die Grenzwerte kritisch zu prüfen und eine präventive Senkung ggf. schon im Normbereich zu erwägen, insbesondere bei Frauen mit zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktoren.5
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