HERZMEDIZIN: Frau Dr. Seegers, Sie leiten am universitären Herzzentrum in Frankfurt Deutschlands erste universitäre „Frauenherzambulanz“, das WHHC. Brauchen wir Spezialambulanzen für Frauenherzen?
Seegers: Offensichtlich schon. Denn Frauen haben im Falle eines Myokardinfarkts in Deutschland trotz flächendeckender Maximalversorgung auch im Jahr 2025 eine größere Wahrscheinlichkeit daran zu versterben als Männer – und das liegt nicht daran, dass diese Frauen einfach bereits schon älter waren. Leider erhalten sie immer noch weniger leitliniengerechte, pharmakologische oder invasive Therapie. Gerade der Herzinfarkt unterscheidet sich dabei interessanterweise deutlich bei der Frau. Unterschiede gibt es aber auch im Bereich der Herzrhythmusstörungen, der Kardiomyopathien und der Herzklappenerkrankungen. Geschlechtsspezifische Risikofaktoren bei Frauen, während der Schwangerschaft und der Menopause, spielen für das Herz eine nicht unerhebliche Rolle, werden aber in der Routine bisher nicht berücksichtigt. Der Pathomechanismus, über den Geschlechtshormone auf das Herz wirken, ist bisher nur unzureichend verstanden. All dies kann in einem Frauenherzzentrum abgedeckt werden und die Lücke in der Patientinnenversorgung, der Lehre und der Forschung schließen, um langfristig das Outcome bei Frauen zu verbessern.