Optische Kohärenztomographie verbessert Behandlung mit Stents

Wenn einer Patientin oder einem Patienten ein Stent implantiert werden muss, liefert ein bildgebendes Verfahren der Kardiologin oder dem Kardiologen den dafür nötigen Blick ins Herzkranzgefäß. Neben der Angiographie kann hier auch die optische Kohärenztomographie eingesetzt werden. Eine Studie hat untersucht, ob eines der beiden Bildgebungsverfahren Vorteile mit sich bringt. 

Von Sven Stein

 

11.12.2023

 

Bildquelle (Bild oben): Vollmer/DHZC

Patientinnen und Patienten, die einen Stent implantiert bekommen müssen, profitieren davon, wenn die Implantation durch die sogenannte optische Kohärenztomographie kontrolliert wird. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.

 

Wenn sich in den Herzkranzgefäßen, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, Ablagerungen (Plaques) bilden und den Blutfluss stören, spricht man von einer koronaren Herzkrankheit. Engstellen oder Verschlüsse in den Herzkranzgefäßen lassen sich mit Stents behandeln, die bei einer Herzkatheteruntersuchung an den betroffenen Stellen in den Gefäßen platziert werden. Ärztinnen und Ärzte nennen das Verfahren perkutane Koronarintervention. Um sehen zu können, wo genau der Stent eingesetzt werden muss, wird üblicherweise ein Kontrastmittel in die Blutgefäße gespritzt, damit diese dann in einem Röntgenbild sichtbar sind. Dieses bildgebende Verfahren wird Angiographie genannt. Als Alternative zur Angiographie kann bei der Stent-Implantation aber auch die neuartige optische Kohärenztomographie eingesetzt werden, um sehen zu können, wo der Stent platziert werden muss. Die aktuelle Studie verglich nun, ob eines der beiden Verfahren einen entscheidenden Vorteil für die Patientinnen und Patienten bedeutet.

 

Was ist die optische Kohärenztomographie?

Die optische Kohärenztomographie, kurz OCT, ist ein recht neues Verfahren, das Bilder aus dem Inneren des Körpers liefert. Sie wurde Anfang der 1990er-Jahre erfunden. Dabei tastet ein Lichtstrahl das zu untersuchende Objekt ab. Aus dem Echo des Lichts wird ein detailliertes Bild des Objekts erstellt, das Strukturen im Größenbereich von Mikrometern (Tausendstel eines Millimeter) zeigt. Um Herzkranzgefäße auf diese Weise darzustellen, wird das Gerät in Form eines Katheters – ein etwa 1 Millimeter dünner Schlauch – durch eine Arterie bis in die Herzkranzgefäße vorgeschoben. Innerhalb von Sekunden lassen sich dann die Veränderungen an den Herzkranzgefäßen erkennen und analysieren – siehe Bild oben. Früher nutzten Kardiologinnen und Kardiologen das Verfahren vor allem, um den Erfolg einer Stent-Implantation zu kontrollieren. Inzwischen wird die optische Kohärenztomographie auch eingesetzt, um solche Eingriffe zu planen und durchzuführen.

 

Vorteil durch optische Kohärenztomographie bei perkutaner Koronarintervention

Die jetzt veröffentlichte Studie „Ilumien IV“ hat untersucht, ob die optische Kohärenztomographie gegenüber der Angiographie einen Vorteil für Patientinnen und Patienten bedeutet, wenn ein Stent implantiert werden muss. Dazu wurden insgesamt rund 2500 Betroffene in 18 Ländern behandelt und weiter beobachtet. Bei jeweils etwa der Hälfte wurde die Implantation mithilfe der Angiographie oder mithilfe der optischen Kohärenztomographie durchgeführt.

 

Das Ergebnis: Bei den Patientinnen und Patienten mit optischer Kohärenztomographie war die Querschnittsfläche der eingesetzten Stents größer. Das bedeutet – vereinfacht gesagt – dass das Herzkranzgefäß durch den Stent besser für den Blutfluss geöffnet wurde. Eine große Fläche gilt als wichtiges Kriterium für den langfristigen Erfolg der Behandlung. Während der Stent-Implantationen mit optischer Kohärenztomographie gab es zudem deutlich weniger Komplikationen. Insbesondere ein gefährlicher Verschluss des Gefäßes am Stent (Stentthrombose) trat deutlich seltener auf.

 

Langfristig zeigte sich hingegen kein deutlicher Unterschied zwischen den Patientinnen und Patienten mit optischer Kohärenztomographie und Angiographie, was möglicherweise notwendige weitere Behandlungen des betroffenen Gefäßes anging. Die Autorinnen und Autoren weisen jedoch darauf hin, dass diese Beobachtung durch die Corona-Pandemie beeinflusst sein könnte. Es sei möglich, dass Betroffene, die eine weitere Behandlung benötigt hätten, aus Sorge vor einer Corona-Infektion nicht ins Krankenhaus gegangen sind. Trotzdem sieht Prof. Ulf Landmesser, stellvertretender Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité in Berlin und einer der beiden internationalen Leiter der Studie, in der Untersuchung einen nachhaltigen Beitrag, um die perkutane Koronarintervention weiter zu verbessern. Die Ergebnisse unterstrichen die Effizienz und Sicherheit der optischen Kohärenztomographie und gäben Kardiologinnen und Kardiologen „weltweit eine auf validen Daten basierende Grundlage zur Wahl der Bildgebung im Herzkranzgefäß.“

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