Eine wirksame Möglichkeit, die Konzentration des schädlichen LDL-Cholesterins im Blut zu senken, ist und bleibt hingegen die medikamentöse Therapie. Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit bewiesen, dass die cholesterinsenkende Therapie niedriger oder mittlerer Intensität das Fortschreiten der Bildung von Koronar-Plaque verlangsamen kann. Dies ist auch durch Studien gezeigt, die mittels bildgebender Möglichkeiten die Plaque-Entwicklung sehr genau verfolgt haben.
Vollständig zum Stillstand bringen lässt sich die Plaque-Bildung allerdings nur durch eine potente LDL-C-Senkung, welche in den meisten Fällen mit hoch dosierten Statinen oder PCSK9-Inhibitoren erreicht werden kann. Dies hat uns beispielsweise im Sommer 2024 die LOCATE-Registerstudie eindrücklich gezeigt. In Zusammenschau anderen Studien (z. B. HUYGENS, PACMAN-AMI) zeigt LOCATE, dass eine intensive Lipidsenkung drei klinische Effekte auf die Atherosklerose hat: Erstens wird die Entstehung von neuen Plaques verhindert. Zweitens wird das Fortschreiten von bestehenden Plaques gestoppt. Und drittens kommt es zu einer Veränderung der Plaque-Zusammensetzung, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Plaque-Ruptur, die ein akutes Koronarsyndrom auslösen kann, vermindert wird.
Vor diesem Hintergrund ist der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) aus September 2024, die Verordnungsmöglichkeiten von Lipidsenkern zu erweitern, sehr erfreulich einzuschätzen. Lipidsenker sollen nun schon ab einem 10prozentigen Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, verschieben werden. Bisher galt eine Schwelle von 20 Prozent. Das ist ein großer Erfolg für die Herzmedizin und die Nationale Herz-Allianz, die diese Änderung bereits seit Längerem gefordert hatte. Es unterstreicht, dass kardiovaskuläre Krankheiten durch konsequente präventive Maßnahmen, beispielsweise die medikamentöse Cholesterinsenkung, zu einem relevanten Anteil verhinderbar sind.