Das perfekte Abstract

von Vanessa Sciacca, Fabian Bahlke, Nico Erhard

 

Wer kennt es nicht? Nach langer Vorarbeit, unzähligen Experimenten und aufwendiger statistischer Auswertung habt Ihr nun schließlich die Ergebnisse Eurer Forschungsarbeit. Nun wird es endlich Zeit, diese Euren Fachkolleg:innen zu präsentieren und die Deadline für den nächsten großen Kongress naht. Aber wo fängt man an und auf was sollte man besonders achten?

Hier sind unsere Tipps zum Schreiben des „perfekten Abstracts“:

 

1. Einleitung – Get to the point

Der/die Reviewer:in und der/die Leser:in kennt die Grundlage eures Themas. Sätze wie „Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung“ sind zwar als Hinführung zum Thema schön; können aber aus unserer Sicht ausgelassen werden. Versucht kurz und schlüssig zu sein, idealerweise mit einem einführenden Satz, einem Satz, der das Problem beschreibt („Gaps in evidence“) und einem Satz über Eure Vorhaben bzw. Eure Hypothese.

 

2. Method Matters

Die Methodik ist das Kochrezept für Eure Studie. Versucht wieder auf immer gleiche akzeptierten „Standards“ in der Beschreibung zu verzichten, sondern zeigt die wichtigsten individuellen Charakteristika Eure Studien klar auf; was ist neu, was macht Eure Arbeit besonders? Keine falsche Bescheidenheit, aber bleibt ehrlich! Beschreibt klare primäre und sekundäre Endpunkte.

 

3. Results: The p value Problem 

Gerade als Nachwuchswissenschatler:innen wurde uns antrainiert, dass unsere Arbeit nur erfolgreich ist, wenn wir sie bei den Resultaten mit dem magischen „signifikanten“ p<0.05 betiteln dürfen. Damit sollten wir aufhören! Eine gut designte Arbeit sollte ebenso publiziert werden, auch wenn die Ergebnisse negativ sind. 

 

4. Results: Simplify the highlights

Wir sollten versuchen, eine Kernaussage klar herauszuarbeiten und nicht zu viele Aussagen und Informationen in einen Abstract zu packen. Versteckt Eure neuen Einblicke nicht hinter zu viel Text!

 

5. Title: Kurz und prägnant

Vor allem bei Abstracts, die nur knapp 250 Wörter enthalten, nimmt der Titel eine besondere Rolle ein. Er gibt uns eine weitere Möglichkeit die Arbeit kurz zusammenzufassen. Idealerweise weiß der Leserschaft allein schon durch den Titel, welche Fragestellung mit welcher Methodik bearbeitet wurde. Wählt einen informativen und eindrucksvollen Titel, der dennoch eine adäquate Länge hat, die Kernthematik eurer Studie auf den Punkt bringt und die Leserschaft animiert die gesamte Arbeit zu lesen.

 

6. Ganz allgemein: Vorgaben beachten!

Teilweise sind die Abstracts beim Bewerten durch Reviewer verblindet, sodass auch im Text keine Rückschlüsse auf die Autorenschaft enthalten sein dürfen. Vermeidet daher Sätze wie „Das Kollektiv war Teil der bekannten Studie“, wodurch der Abstract schon aufgrund von Formalitäten abgelehnt wird. Teilweise ist es auch untersagt, Produkt- oder Firmennamen zu verwenden. Seid Euch daher der Vorgaben bewusst – es wäre schade, wenn der Abstract nur wegen einer Produktnennung rausfliegt!

 

7. Bewusste Auswahl der Graphiken

Wenn eine maximale Anzahl vorgegeben ist, wählt eine Graphik, die die Kernaussage (ganz im Sinne von Punkt 4) unterstreicht. Wenn Ihr vor der Qual der Wahl steht und Ihr zu viele schöne Abbildungen habt, könnte das ein Zeichen sein, die Arbeit in zwei Abstracts aufzuteilen und die Kernaussage deutlicher herauszuarbeiten!

 

8. Klare Beschriftungen der Abbildungen

Viele Leser:innen stürzen sich direkt nach dem Titel auf die vorhandenen Tabellen und Graphiken. Wenn diese dann perfekt beschriftet sind und auf den ersten Blick klar wird, was wir mit der Abbildung vermitteln wollen, wecken wir das Interesse der Leserschaft und die Chancen für die Annahme des Abstracts steigen.

 

9. Abkürzungen mit Fingerspitzengefühl

Abkürzungen wie EKG müssen nicht erklärt werden. Dennoch sollten wir vermeiden, zu viele Abkürzungen zu definieren. Reviewer, die erstmal suchen müssen, ob und wo eine Abkürzung ausgeschrieben ist, können zu Recht ungeduldig werden und kommen aus dem Lesefluss – so sinken dann auch die Chancen, dass ein Abstract als informativ und innovativ wahrgenommen wird. Wenn Ihr durch Abkürzungen Zeichen und Wörter „sparen“ müsst, um den „word count“ noch einzuhalten, ist das Abstract eventuell einfach zu vollgepackt mit Informationen!

 

10. Schlussfolgerungen – das Beste kommt zum Schluss

Nachdem Ihr Euch entlang eines roten Fadens durch Einleitung, Ziele, Methodik und Ergebnisse eures Abstracts gearbeitet habt, kommt nun endlich das Highlight eures Abstracts: die Schlussfolgerung. Hier präsentiert Ihr das Ergebnis eurer Forschungsarbeit und solltet besonders darauf achten, Euch auf das Wesentliche zu konzentrieren. Eine Forschungsarbeit führt meist zu mehreren Ergebnissen. Nicht jedes Teilergebnis sollte jedoch im Abstract im Punkt Schlussfolgerungen aufgeführt werden. Orientiert Euch an eurem bisherigen Abstract: Titel und Methodik (primärer Endpunkt?) weisen Euch für die Schlussfolgerungen den richtigen Weg. Idealerweise gibt Euch die Schlussfolgerung die Antwort auf die Frage, die Ihr in Titel und Methodik aufgeworfen habt. Quantitativ gilt auch hier wieder: in der Kürze liegt die Würze. Es reicht meist ein oder zwei kurze prägnante Sätze, die das Hauptergebnis eurer Arbeit auf den Punkt bringen und es in einen Kontext zu Forschungsgebiet oder Klinik setzen. Denkt auch hier daran, dass Reviewer oder die künftige Leserschaft aus Zeitgründen möglicherweise erst nur Titel und Schlussfolgerungen liest.

 

11. Teamwork makes the dreamwork

Es ist noch kein/e Meister:in vom Himmel gefallen! Bitte behaltet diesen wichtigen Punkt auch für das Anfertigen von Abstracts im Kopf. Es ist wichtig, sich als wissenschaftlicher Youngster immer auch die Hilfe von erfahreneren Kolleg:innen zu holen. Schickt das Abstract an Eure wissenschaftlichen Betreuer:innen, Mentor:innen und Ko-Autor:innen vor Einreichen des Abstracts zur kritischen Revision. Wissenschaftliches Arbeiten ist letztlich immer Teamarbeit! Denkt daran, dass angenommene Abstracts bei großen Kongressen immer auch online publiziert werden und somit Eure Daten für alle öffentlich dauerhaft sichtbar bleiben. Deshalb ist es besonders wichtig, dass eures wissenschaftlichen Seniors die Daten gesehen haben und auch andere Kolleg:innen, die möglicherweise an ähnlichen Projekten arbeiten, ihre Kommentare vor Einreichen des Abstracts abgeben können. Ihr solltet genug Zeit für den internen Reviewprozess einplanen und Eure Abstracts rechtzeitig vor Erreichen der Deadline im Team diskutieren, um den Input eurer Kolleg:innen noch umsetzen zu können.

 

 

Bildquelle: fizkes / Shutterstock.com
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