Karrierekompass Kardiologie: Universitär oder nicht-universitär – wo beginnt man die kardiologische Weiterbildung am besten?

Ein Kommentar von PD Dr. Philipp Breitbart (Freiburg/Bad Krozingen)

 

 

 

 

Die Reihe Karrierekompass Kardiologie gibt eine Orientierungshilfe bei der Karriereplanung in der Kardiologie für junge Kardiolog:innen und kardiologieinteressierte Studierende. In diesem Kommentar stellt PD Dr. Philipp Breitbart als Erstautor des Positionspapiers „Kardiologische Weiterbildung in Deutschland“ heraus, welche Aspekte bei der individuellen Wahl zwischen Uniklinik und nicht-universitärer Klinik für die Weiterbildung eine Rolle spielen.

 

Die Entscheidung, ob man die Weiterbildung an einer Universitätsklinik oder einem nicht-universitären Haus beginnt, ist eine, die gut überlegt sein will – denn sie beeinflusst die spätere Karriere, aber auch persönliche Lebensumstände und Perspektiven.

 

Zunächst sei aber zur Beruhigung gesagt: In den ersten ein bis zwei Jahren nach Beginn der Weiterbildung bestehen in beide Richtungen oft noch Wechselmöglichkeiten. Danach wird es schwieriger, gerade in stark nachgefragten universitären Kliniken. Diese bevorzugen bei Neueinstellungen häufig Berufsanfänger, um zu vermeiden, dass Quereinsteiger in fortgeschrittenen Weiterbildungsphasen den Kolleginnen und Kollegen, die sich von Anfang an im Haus engagiert haben, wichtige Rotationen am Ende der Weiterbildung blockieren oder verzögern – was der Teamdynamik schaden kann. Wer örtlich flexibel ist, hat langfristig mehr Optionen – das sollte man in die Entscheidung einbeziehen.

 

Ob man universitär oder nicht-universitär startet, hängt weit mehr als nur von der Forschungsabsicht ab. Es geht um die individuelle Klinikstruktur, die Ausbildungsphilosophie und die persönlichen beruflichen und privaten Ziele. Universitätskliniken bieten oft gute Möglichkeiten zur Forschung, aber nicht immer die besten Fallzahlen für eine breite oder spezialisierte klinisch-praktische Ausbildung. Gerade in der Kardiologie sind Fallzahlen entscheidend – etwa in der interventionellen Kardiologie oder Rhythmologie. Umgekehrt bieten große nicht-universitäre Häuser manchmal hochspezialisierte kardiologische Ausbildung und ermöglichen den Facharzt für „Innere Medizin und Kardiologie“ (= der direkte Kardiologe nach 6 Jahren).

 

Wer eine wissenschaftliche Laufbahn mit Habilitation oder gar universitärem Führungsanspruch anstrebt, braucht eine Universitätsanbindung. In manchen Regionen funktioniert das auch über assoziierte Partnerkliniken – aber eben nicht überall. Hier gilt: gut informieren. Für das Anstreben einer leitenden universitären Position reicht lediglich eine Anbindung jedoch in der Regel nicht aus – hier sollte die Weiterbildung und der anschließende berufliche Werdegang stringent auf die universitäre Medizin ausgelegt werden.

 

Gleichzeitig lohnt sich die Frage: Was ist mein Weiterbildungsziel? Eine breite internistische Kompetenz? Oder frühe kardiologische Spezialisierung? Nicht jede Uniklinik erlaubt Letzteres – und nicht jedes periphere Haus bietet die internistische Breite. Oft kann es sogar sein, dass eine Uniklinik aufgrund der vielen verschiedenen internistischen Fachabteilungen diesbezüglich breitere Möglichkeiten anbieten kann. Deshalb: genau hinsehen, wie das Rotationskonzept und die -möglichkeiten der jeweiligen Klinik aussieht.

 

Hinzu kommt die Lebensrealität: Wer in einer bestimmten Region bleiben will, muss sich an das dortige Klinikangebot anpassen – auch wenn es nicht dem Ideal entspricht. Und: Wer eine spätere Niederlassung plant, braucht eine solide klinische Ausbildung mit ausreichend Patientenbezug – die nicht zwingend an der Universitätsklinik besser sein muss.

 

Persönlicher Tipp: Wer aus anderen Gründen als wissenschaftlichem Interesse oder Lehrengagement an einer Uniklinik beginnt – etwa wegen regionaler Verbundenheit –, sollte sich dennoch bewusst auf die Spielregeln universitärer Weiterbildung einlassen. Das beginnt schon im Bewerbungsgespräch: Aussagen wie „Ich möchte hier arbeiten, weil die Region so schön ist“ wirken dort fehl am Platz.

 

Universitätskliniken haben einen klaren Auftrag in Forschung und Lehre – entsprechend werden vor allem jene besonders gefördert, die sich hier engagieren. Dazu zählen oft auch attraktivere oder frühere Rotationen. Wer also an einer Uniklinik startet, sollte idealerweise auch forschend tätig sein – selbst wenn das primäre Karriereziel nicht in der Wissenschaft liegt. Denn in der Realität sind wissenschaftliches Engagement und klinische Entwicklung an der Uniklinik häufig eng miteinander verknüpft.

 

Auch die Arbeitsbedingungen sind zu bedenken. Unikliniken bieten mitunter Freiräume für Forschung und Lehre – verlangen aber oft zusätzlichen Zeitaufwand. Nicht-universitäre Kliniken können hingegen eine vergleichbare zeitliche Belastung mit sich bringen – insbesondere, wenn dort ein höherer Anteil an klinischem Einsatz und Diensten erwartet wird.

 

Ein letzter, aber entscheidender Aspekt bei der Wahl der Weiterbildungsstätte ist die Frage, welche Klinik welche Weiterbildungszeiten und -inhalte tatsächlich garantieren kann. An Universitätskliniken sind die vollen Weiterbildungszeiten für die Facharztbezeichnungen „Innere Medizin“ sowie „Innere Medizin und Kardiologie“ im Rahmen von Verbundweiterbildungen in der Regel fest etabliert. Bei nicht-universitären Kliniken ist die Situation heterogener: Während größere Häuser hier oft vergleichbare Voraussetzungen bieten, verfügen kleinere Kliniken nicht immer über eine volle Weiterbildungsermächtigung – was einen Klinikwechsel während der Weiterbildung notwendig machen kann.

 

Mit Blick auf die aktuell beginnende Krankenhausstrukturreform ist zudem zu erwarten, dass sich diese Unterschiede weiter verstärken werden. Es ist absehbar, dass sich die Weiterbildungsbedingungen künftig deutlich zwischen Universitätskliniken und größeren nicht-universitären Zentren auf der einen Seite, sowie kleineren nicht-universitären Kliniken auf der anderen Seite noch deutlicher unterscheiden werden. Wer also Kontinuität und Planungssicherheit sucht, sollte diesen Punkt frühzeitig bei der Auswahl mitbedenken – nicht nur, um unerwartete Zeitverluste zu vermeiden, sondern auch, um die eigene Weiterbildung ohne nicht antizipierte Brüche strukturieren zu können.

 

Fazit: Es gibt keinen „richtigen“ Weg für alle. Wer weiß, wohin er beruflich will, kann entsprechend planen – muss aber flexibel bleiben, falls Pläne sich ändern. Und wer noch unsicher ist: Hospitieren, reden, vergleichen.

 

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Autor

Zur Person

PD Dr. Philipp Breitbart

PD Dr. Philipp Breitbart ist als Oberarzt der interventionellen Kardiologie und Teil des Ärztlichen Leitungsteams am Universitäts-Herzzentrum Freiburg tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der kardialen CT- und MRT-Bildgebung, komplexen Koronarinterventionen sowie den Bereichen eCardiology und Social Media. Innerhalb der DGK engagiert er sich u.a. als Past-Sprecher der Young DGK.

       

       

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