Grundsätzlich müssen sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzte für eine Kardio-MRT Zeit mitbringen. Je nach Protokoll dauert die Untersuchung zwischen 30 und 60 Minuten. Während die zu untersuchende Person im Scanner liegt, kann parallel die Befundung erfolgen, damit bei Bedarf das Protokoll in Echtzeit angepasst werden kann. Eine Kardio-MRT setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen, die je nach Fragestellung unterschiedlich kombiniert werden können. Eine Untersuchung beginnt mit Übersichtsaufnahmen. In den bewegten, kontrastfreien Cine-Aufnahmen werden Morphologie und Funktion beurteilt.
Das Alleinstellungsmerkmal der Kardio-MRT gegenüber anderen kardialen Bildgebungsmodalitäten ist die myokardiale Gewebecharakterisierung: Mit Hilfe von sogenannten „Maps“ kann das Myokard auf Voxelniveau bezüglich Fibrose, Eisen oder Ödem quantifiziert werden. In den Spätaufnahmen (Late Gadolinium Enhancement, LGE) wird die Kontrastmittelanreicherung des Myokards und Perikards beurteilt.
Nicht nur Anatomie und Gewebeeigenschaften, sondern auch die Relevanz von koronaren Stenosen kann in einer Perfusionsstressuntersuchung mit Adenosin oder Regadenoson evaluiert werden. In seltenen Fällen wird Dobutamin verabreicht, was allerdings mit einem etwas höheren Zeitaufwand und längerer Überwachung der Hämodynamik verbunden ist. Weitere Module sind Flussmessungen zur Quantifizierung insbesondere von Klappeninsuffizienzen/-stenosen, Angiographien zur Gefäßdarstellung, eine erweiterte Gewebecharakterisierung bei Raumforderungen sowie 3D-Aufnahmen zur Darstellung der koronaren Anatomie.
Bei der Befundinterpretation gilt: Vier Augen sehen mehr als zwei – gerade am Anfang sollte eine erfahrene Kollegin oder ein erfahrener Kollege zu Rat gezogen werden. Selbststudium und die regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen erweitern die kardiologische Expertise.
Vor meiner ersten Kardio-MRT hätte ich mir gewünscht, zu wissen, dass ... trotz morphologisch unauffälligem Herz die Gewebecharakterisierung ausschlaggebend sein kann, um eine Diagnose zu liefern.
Nach mehr als 1.300 Kardio-MRTs weiß ich, dass ... die initial als Black Box angesehene Kardio-MRT eine Schatzkiste ist – aus spannenden pathophysiologischen Erkenntnissen, faszinierenden klinischen Fällen und essenziellen diagnostischen Befunden, die für die Planung einer adäquaten und individualisierten Therapie maßgeblich sind.