Vericiguat bei HFrEF  

 

ESC Congress 2025 | VICTOR/VICTORIA: VICTOR untersuchte, ob Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF), welche in den letzten 6 Monaten vor Einschluss keine Dekompensation hatten, von der zusätzliche Behandlung mit dem Stimulator der löslichen Guanylatzyklase Vericiguat profitieren.

Die Daten wurden von Prof. Faiez Zannad (Université of Lorraine, Frankreich) in der Session Hot Line 2 vorgestellt.1 In der gleichen Session wurde auch eine präspezifizierte Metaanalyse von VICTOR und VICTORIA von Prof. Javed Butler (Dallas, USA) präsentiert.2 Sowohl die Studiendaten zu VICTOR als auch die Meta-Analyse wurden zeitgleich publiziert.3,4

Von:

Prof. Johann Bauersachs

Rubrikleiter Herzinsuffizienz

 

31.08.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Songquan Deng / Shutterstock.com

Methodik

 

In die Studie VICTOR wurden 6.105 Patientinnen und Patienten mit HFrEF ohne (bzw. länger als 6 Monate zurückliegender) Herzinsuffizienzdekompensation randomisiert auf Vericiguat (Zieldosis 10 mg) bzw. Placebo. Der primäre kombinierte Endpunkt umfasste den kardiovaskulären (CV) Tod oder eine erste Herzinsuffizienz-Hospitalisierung.

Ergebnisse

 

Die eingeschlossenen Patientinnen und Patienten waren im Mittel 68 Jahre alt und zu 24 % weiblich; 47 % hatten noch gar keine Herzinsuffizienz-Dekompensation erlitten. Die Vorbehandlung mit leitliniengerechter Therapie inklusive ARNI, SGLT2-Hemmern und Devices war ausgezeichnet.

Der primäre kombinierte Endpunkt war nicht signifikant vermindert im Vergleich zu Placebo: HR=0,93; 95%KI (0,83; 1,04); p=0,22.  

 

Ebenso war die Zahl der Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen im Vericiguat-Arm nicht signifikant vermindert vs. Placebo: HR 0,95; 95%KI (0,82; 1,10). Interessanterweise waren der CV-Tod (HR 0,83; 95%KI [0,71; 0,97]) und die Gesamtmortalität (HR 0,84; 95%KI [0,74; 0,97]) niedriger in der Vericiguat-Gruppe.

 

Ernste unerwünschte Ereignisse traten bei 23,5% in der Vericiguat- und bei 24,6% in der Placebo-Gruppe auf. Am häufigsten waren symptomatische Hypotonie (11,3% unter Vericiguat und 9,2% unter Placebo).

Meta-Analyse

 

Eine präspezifizierte Metaanalyse, die Patientinnen und Patienten aus VICTOR und zusätzlich auch aus VICTORIA (Personen mit HFrEF und mit einem kürzlich zurückliegenden Herzinsuffizienz-Ereignis) einschloss, zeigte dass bei diesen 11.155 Patientinnen und Patienten die Behandlung mit Vericiguat sowohl CV-Todesfälle und Herzinsuffizienz- Hospitalisierungen (HR 0,91; 95%KI [0,85; 0,98]; p=0,0088), als auch separat CV-Tod (HR 0,89; 95%KI [0,80; 0,98]; p=0,020) und Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen (HR 0,92; 95%KI [0,84; 1,00]; p=0,043) signifikant vermindert.

Fazit & Kommentar

 

VICTOR hat trotz hoher Patientenzahl bei exzellent vorbehandelten HFrEF-Patientinnen und Patienten ohne kürzliche Dekompensation keine Verminderung des primären Endpunkts von CV-Tod und erster Herzinsuffizienz-Hospitalisierung gezeigt. Dennoch war der sekundäre Endpunkt der CV-Mortalität, für den die Studie auch gepowert war, signifikant vermindert. In der Metaanalyse von VICTOR und VICTORIA zeigte sich eine signifikante Verminderung von CV-Tod und erster Herzinsuffizienz-Hospitalisierung, wobei die Hazard Ratio bei 0,91 lag.

 

Die Interpretation von VICTOR ist schwierig. Zunächst ist es wissenschaftlich hochinteressant, dass erstmals in einer HFrEF-Studie die Mortalität, aber nicht Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen gesenkt werden konnte. Dies zeigt, dass trotz exzellenter Vorbehandlung und niedriger Hospitalisierungsrate diese Patientinnen und Patienten offenbar doch ein erhöhtes Mortalitätsrisiko tragen, das durch Vericiguat gesenkt werden kann. Es bleibt abzuwarten, ob es angesichts des nicht signifikanten Primär-Ergebnisses von VICTOR zu einer Indikationsausweitung für Vericiguat (über die bestehende Indikation der HFrEF nach einem Herzinsuffizienzereignis) kommen wird.

Zum Autor

Prof. Johann Bauersachs

Prof. Johann Bauersachs ist seit 2010 Direktor und W3-Professor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen insbesondere akutes Koronarsyndrom, linksventrikuläre Heilung und Remodeling, akute und chronische Herzinsuffizienz sowie Intensivmedizin.

Referenzen

 

  1. Zannad F. Vericiguat in patients with chronic heart failure and reduced ejection fraction (VICTOR). Hot Line 2, 30.08.2025, Madrid, ESC 2025
  2. Butler J. Vericiguat for patients with heart failure and reduced ejection fraction across the risk spectrum: an individual participant data analysis of the VICTORIA and VICTOR trials Hot Line 2, 30.08.2025, Madrid, ESC 2025
  3. Zannad F et al. Vericiguat for patients with heart failure and reduced ejection fraction across the risk spectrum: an individual participant data analysis of the VICTORIA and VICTOR trials. The Lancet 2025; ; Epub ahead of print.
  4. Butler J et al. Vericiguat in patients with chronic heart failure and reduced ejection fraction (VICTOR): a double-blind, placebo-controlled, randomised, phase 3 trial. Lancet. 2025; Epub ahead of print

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