Sport hat positive Effekte bei HFpEF

 

Ex-DHF: Ergebnisse der randomisierten Ex-DHF-Studie zum kombinierten Ausdauer-/Krafttraining bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion: Die subjektive und objektive körperliche Belastbarkeit steigt, aber Krankenhausaufnahmen und Mortalität bleiben unverändert.


Der Rubrikleiter Prof. Johann Bauersachs (Medizinische Hochschule Hannover) kommentiert.

Von:

Prof. Rolf Wachter  

Universitätsklinikum Leipzig

 

Prof. Martin Halle

Medizinische Universitätsklinik Klinikum rechts der Isar

 

Expertenkommentar

Prof. Johann Bauersachs  

Rubrikleiter Herzinsuffizienz

 

13.01.2025

Hintergrund und Zielsetzung

 

Die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) ist die häufigste Form der Herzinsuffizienz, medikamenten-basierte Behandlungsoptionen bleiben jedoch weiterhin eingeschränkt. Körperliches Training kann zahlreiche Pathologien der HFpEF verbessern, u.a. die Endothelfunktion, die Funktion der Skelettmuskulatur und deren Metabolismus. Allerdings fehlen bisher große klinische Studien zu den Effekten von Ausdauer- und Krafttraining bei HFpEF.  Die Ex-DHF (Exercise training in Diastolic Heart Failure)-Studie untersuchte deshalb die Wirksamkeit von körperlichem Training bei HFpEF erstmals in einer ausreichend großen Population mit langer Interventionszeit.

Ergebnisse

 

Ex-DHF randomisierte 322 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener Pumpfunktion mit eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit (NYHA-Stadium II oder III) zu entweder einem kombinierten Ausdauer-/Krafttraining oder der aktuellen Standardtherapie an 11 Studienzentren in Deutschland und Österreich. Das betreute Training bestand im ersten Monat aus Fahrradergometerfahren über 30 Minuten an 3 Tagen/Woche und wurde im Verlauf der Studie auf 3 x 60 Minuten/Woche gesteigert. Nach 4 Wochen wurde zusätzlich ein Krafttraining für die großen Muskelgruppen integriert.

 

Der primäre Endpunkt der Studie war ein klinischer kombinierter Endpunkt, der „modifizierte Packer Score“, nach 12 Monaten, in den die 6 Komponenten Mortalität, Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz oder Training, die maximale Belastbarkeit als maximale Sauerstoffaufnahme, die diastolische Herzfunktion in der Echokardiogaphie (gemessen als E/e´), die subjektive Belastbarkeit (NYHA-Klasse) und die globale Selbsteinschätzung der Lebensqualität eingingen. Der primäre Endpunkt war in den beiden Studienarmen nicht unterschiedlich, aber es zeigte sich eine signifikante Verbesserung der subjektiven (NYHA-Klasse) und objektiven körperlichen Belastbarkeit (maximale Sauerstoffaufnahme).

Adhärenz als langfristiges Problem und zukünftiges Therapieziel

 

Die im Vergleich zu früheren Studien lange Interventionsdauer von einem Jahr zeigte ein wesentliches Problem auf: Nur 38 % der Teilnehmenden trainierten im Mittel 2x/Woche oder häufiger. Nahmen die Patientinnen und Patienten hingegen regelmäßig am Training teil, zeigten diese eine deutliche Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme und auch einen verbesserten Packer Score.

Öffentliche Förderung, Gemeinschaftsarbeit aus 4 Universitäten und Publikation

 

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Programm klinische Studien gefördert. Die primär verantwortlichen Wissenschaftler sind: Prof. Frank Edelmann (Charité Berlin), Prof. Rolf Wachter (Universitätsmedizin Leipzig), Prof. Burkert Pieske (Universitätsmedizin Rostock) und Prof. Martin Halle (Technische Universität München). Die Studienergebnisse wurden am 2. Januar 2025 in Nature Medicine publiziert (Nat Med 2025. Doi:10.1038/s41591-024-03342-7.)1

Expertenkommentar von Prof. Johann Bauersachs

 

Die Ex-DHF Studie ist eine äußerst wichtige und hochrangig publizierte randomisierte Untersuchung zum strukturierten körperlichen Training bei HFpEF. Positive Effekte wurden beobachtet, insbesondere wenn die Patientinnen und Patienten eine gewisse Adhärenz aufwiesen. Die Studie zeigt aber auch, wie schwer es ist, Patientinnen und Patienten zu dauerhafter körperliche Aktivität zu bringen: Obwohl ein für HFpEF eher junges Patientenkollektiv (mittleres Alter 70 Jahre) mit dem offensichtlichen Willen zu körperlicher Aktivität randomisiert wurde, hielten nach 12 Monaten weniger als die Hälfte der Patientinnen und Patienten noch wenigstens 2 Trainings pro Woche durch. Etwas unklar verbleibt zudem die numerisch höhere Zahl von Hospitalisierungen in der Trainingsgruppe - vermutlich sollte dies nicht überbewertet werden, da kein signifikanter Unterschied bestand.


Zusammengefasst sollte bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF sicherlich eine optimierte medikamentöse Therapie mit SGLT2-Hemmern zur Verbesserung der Prognose (insbesondere Senkung von Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen und Trend für Senkung des kardiovaskulärem Tods) und mit Diuretika zur Verbesserung der Symptomatik angestrebt werden. Positive Daten (Reduktion von Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen und Trend bezüglich kardiovaskulärem Tod) existieren ebenfalls für den nicht-steroidalen MRA Finerenon. Körperliche Aktivität konnte in Ex-DHF zwar nicht die Mortalität oder Hospitalisierungen senken (dazu war die Patientenzahl auch nicht groß genug), aber die verbesserte körperliche Belastbarkeit ist sicherlich ein starker Grund, unseren HFpEF-Patientinnen und -Patienten neben der medikamentösen Therapie ein körperliches Ertüchtigungsprogramm ans Herz zu legen.

Zum Autor

Prof. Rolf Wachter

Prof. Rolf Wachter ist stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Seine klinische Tätigkeit umfasst die gesamte Kardiologie mit Schwerpunkten in der interventionellen Kardiologie und der Herzinsuffizienz. Zusätzlich nimmt er diverse Funktionen in wissenschaftlichen Fachgesellschaften wahr.

Zum Autor

Prof. Martin Halle

Prof. Martin Halle ist Ärztlicher Direktor der Abteilung Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie an der Technischen Universität München. Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere der Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Lebensstilmodifikationen. Von 2020 bis 2022 war er Präsident der European Association of Preventive Cardiology (EAPC) der European Society of Cardiology (ESC).

privat

Zur Person

Prof. Johann Bauersachs

Prof. Johann Bauersachs ist seit 2010 Direktor und W3-Professor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen insbesondere akutes Koronarsyndrom, linksventrikuläre Heilung und Remodeling, akute und chronische Herzinsuffizienz sowie Intensivmedizin. Außerdem ist er Leiter der Rubrik Herzinsuffizienz.

Referenz

 

Edelmann F et al. Combined endurance and resistance exercise training in heart failure with preserved ejection fraction: a randomized controlled trial. Nat Med. 2025 Jan 2. doi: 10.1038/s41591-024-03342-7. Epub ahead of print. PMID: 39747684.

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