Die Therapie war tatsächlich von Erfolg gekrönt: Der Herzschlag des alten Mannes blieb über längere Zeit bei etwa 70 Schlägen pro Minute. Er entwickelte über Nacht keine Tachyarrhythmie und konnte am Folgetag entlassen werden. Er sollte weiterhin Hyoscyamin 0,125 mg 4 × täglich einnehmen. In den folgenden vier Wochen erlitt der Patient keine weitere Synkope, sein Herzschlag lag bei dem Kontrollbesuch bei 73 Schlägen pro Minute.
„Unseres Wissens ist das der erste Fall, bei dem mit Hyoscyamin oder einem anderen Anticholinergikum eine Schrittmacher-Implantation bei einem Patienten vermieden werden konnte, dessen Beschwerden durch Vorhofflimmern mit einer langsamen ventrikulären Überleitung verursacht wurden“, resümieren Helgeson und sein Team.
Die US-amerikanischen Ärzte könnten sich vorstellen, dass eine solche Therapie auch bei anderen Patienten mit bradykardem Vorhofflimmern versucht werden kann, wenn eine Schrittmacher-Implantation aufgrund von Komorbiditäten kaum möglich ist. Weitere Studien müssten allerdings erst klären, ob ein solcher Therapieversuch generell erfolgreich zu realisieren sei, fügen sie einschränkend hinzu.
Als Test, ob bei solchen Patienten eine anticholinerge Behandlung prinzipiell wirkt, raten Helgeson und Kollegen, ihnen zunächst eine Dosis von Glykopyrrolat 0,1 mg i.v. zu verabreichen, weil diese Substanz eine relativ kurze Halbwertszeit habe. Diese Dosis sollte die Herzfrequenz innerhalb von 10 Minuten um mindestens 20% steigern. Ist dieser Versuch erfolgreich, empfehlen sie eine Langzeittherapie mit Hyoscyamin 0,125 mg 4 × täglich. Gegenebenfalls könne die Dosis bei Bedarf auch auf 1,5 mg/Tag erhöht werden.