Evolution der Acronyme und des Handelns: Aus ABC wird CARE und aus CHA2DS2-VASc wird CHA2DS2-VA!
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der VHF-Leitlinien, wie sie nun nach 4 Jahren wieder anstand, stellt 2 Erkenntnisse in besonderer Weise in den Vordergrund: VHF ist (1.) eine „Pandemie“ und (2.) eine häufig chronisch voranschreitende Erkrankung, bei der Betroffene kontinuierlich professionelle Unterstützung brauchen. Das neue Credo AF-„CARE“ – als vermeintlich evolutionärer Schritt nach dem vormaligen ABC-Pathway – betont die Bedeutung der Vermeidung und Behandlung von Komorbiditäten in besonderer Weise, in dem diese an die „erste Stelle“ rücken. Zum anderen betont die Ergänzung des „E“ die intersektorale und interdisziplinäre Langzeit-Betreuung Bertoffener unter Berücksichtigung der Dynamik des Risikos, welches über die Zeit besteht (Änderung der Nierenfunktion + ggf. DOAC-Dosisanpassung uvm). Kreativ und alltagsrelevant gelöst wurde die Tatsache, dass der Risikofaktor „Geschlecht“ in den vergangenen Jahren zurückgestuft wurde: aus dem CHA2DS2-VASc- wird der CHA2DS2-VA-Score!
Darüber hinaus zeichnet die neue Leitlinie aus, dass sie noch stärker versucht, auf evidenzbasierte Empfehlungen, statt auf „alltagsbewährte, pragmatische Ansätze“ abzuzielen. So sind für „wearables“ etc. die 30 Sekunden zur Diagnose von VHF deutlich in den Hintergrund gerückt, was gleichzeitig die Bedeutung des Arztes für die korrekte Interpretation kurzer EKG-Unregelmäßigkeiten unterstreicht. Darüber hinaus rückt die chirurgische Ablation überraschend stark in den Vordergrund und sollte bei persistierendem VHF erwogen werden, was sicher bei geplanten chirurgischen Eingriffen sinnvoll ist. Wie sich diese Aspekte in dem neu betonten Prozess des „shared-decision making“ (zuvor „patient choice“) niederschlagen werden, wird der medizinische Alltag zeigen.