PVI bei Herzinsuffizienz: Kälteballon oder Radiofrequenzstrom?

 

ESC-Kongress 2024 | CRABL-HF: PVI mittels Kälteballon ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter Ejektionsfraktion genauso sicher und effektiv wie die Hochfrequenzstromablation. Als Vorteile für den Kälteballon konnten kürzere Prozedurzeiten und weniger Volumenbelastung eruiert werden.1

Von:

Prof. Christian-Hendrik Heeger

Asklepios-Klinik Altona, Hamburg

 

03.09.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Iakov Kalinin / Shutterstock.com

Die Pulmonalvenenisolation (PVI) ist der wesentliche Bestandteil der invasiven Therapie von Vorhofflimmern mittels Katheterablation. Patienten mit einer Herzinsuffizienz und eingeschränkter Ejektionsfraktion (HFrEF) profitieren am meisten von der Katheterablation, die hier sogar einen Mortalitätsbenefit zeigen konnte.2,3 Neben der etablierten Hochfrequenzstromablation gibt es auch Systeme (z. B. der Kälteballon) die eine „single-shot“-Isolation der Lungenvenen erreichen und damit kürzere Prozedurzeiten ermöglichen. Welches System bei Patienten mit HFrEF Vorteile bietet, wurde bisher noch nicht untersucht. Dass der Kälteballon sicher und effektiv bei Patienten mit HFrEF zur Therapie von Vorhofflimmern eingesetzt werden kann, wurde bereits in Vorarbeiten gezeigt.4

 

Das Ziel der CRABL-HF-Studie war es, den Goldstandard zur PVI, die Hochfrequenzstromablation, mit einem Kälteballonablationssystem zu vergleichen.

Methodik der Studie

 

In die CRABL-HF-Studie wurden 110 Patienten mit Vorhofflimmern und HFrEF prospektiv eingeschlossen und in die beiden Gruppen, Kälteballon oder Hochfrequenzstromablation, randomisiert. Die Studie wurde in Japan an 5 elektrophysiologischen Zentren durchgeführt. Kombinierter Endpunkt der Studie war Tod jeglicher Ursache und Hospitalisierung aufgrund von Herzschwäche. Die Hypothese war, dass die Kälteballon-basierte PVI bzgl. des primären Endpunktes gleichwertig zur Hochfrequenzstromablation-basierten PVI ist.

Ergebnisse der CRABL-HF-Studie

 

Im Laufe des 1-Jahres-Follow-up gab es 2 Todesfälle (je einer pro Gruppe) und 7 Hospitalisierungen aufgrund von Herzschwäche (Kälteballon: 5,5 % vs. Radiofrequenzstrom 7,3 %, p = 1,000). Für den kombinierten Endpunkt konnten keine signifikanten Unterschiede gezeigt werden.


Für den sekundären Endpunkt „Quality of Life“ nach 12 Monaten war eine Verbesserung ohne Unterschiede zwischen den Gruppen nachweisbar. Auch für die Sicherheit der Prozedur waren keine signifikanten Unterschiede nachweisbar. Zusätzliche Vorteile waren eine kürzere Prozedurzeit und weniger Volumenbelastung.

Limitationen

 

CRABL-AF konnte zeigen, dass die Kälteballon-basierte PVI im Vergleich zur Radiofrequenzstrom-basierten PVI für die Endpunkte Sicherheit und Effektivität gleichwertig ist. Eine Überlegenheit konnte nicht gezeigt werden.

Fazit

 

Patienten mit Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz profitieren von der Katheterablation. Der Kälteballon ist hier bzgl. Sicherheit und Effektivität zur Hochfrequenzstromablation gleichwertig, und weist einige Vorteile bzgl. der Prozedurzeit und der Volumenbelastung auf.

Zum Autor

Prof. Christian-Hendrik Heeger

Prof. Christian-Hendrik Heeger ist Leitender Arzt des Departments für Rhythmologie an der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der invasiven Elektrophysiologie, mit besonderem Fokus auf neue Technologien und Ablationsmethoden zur Therapie von atrialen und ventrikulären Arrhythmien. Er gehört zum Nukleus der DGK-Arbeitsgruppe 1 Elektrophysiologie und Rhythmologie (AGEP).

Referenzen

 

  1. Miyamoto K. CRABL-HF - Cryoballoon vs. Radiofrequency Ablation of AF in Patients with Heart Failure. Hot Line Session 10, ESC-Kongress 2024, London.
  2. Marrouche NF et al. Catheter Ablation for Atrial Fibrillation with Heart Failure. N Engl J Med. 2018;378(5):417-427.
  3. Sohns C et al. Catheter Ablation in End-Stage Heart Failure with Atrial Fibrillation. N Engl J Med. 2023;389(15):1380-1389.
  4. Heeger CH et al. Efficacy and Safety of Cryoballoon Ablation in Patients With Heart Failure and Reduced Left Ventricular Ejection Fraction - A Multicenter Study. Circ J. 2019;83(8):1653-1659.

Das könnte Sie auch interessieren

ESC-Leitlinie 2024 Vorhofflimmern

ESC-Kongress 2024 | Guidelines: Im Update der ESC-Leitlinie VHF soll der neue Therapie-Ansatz CARE die Patientenversorgung verbessern. Kommentiert von Prof. C. Meyer.

Metaanalyse: VA-ECMO und Impella mit Vorteilen bei Schock nach STEMI

ESC-Kongress 2024 | Die Metaanalyse von 9 Studien identifizierte ein Kollektiv, das von VA-ECMO und Impella profitiert. Von PD Dr. A. Dietl und Prof. L. Maier.

Troponin: Point-of-Care-Testing vs. Zentrallabor

ESC-Kongress 2024 | WESTCOR-POC: Die POC-Diagnostik erweist sich als einfach und sicher. Aber ist sie auch alltagstauglich? Von Prof. E. Giannitsis.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen