FFR- vs. Angiographie-gesteuerte PCI bei TAVI

 

EURO-PCR 2025 | FAITAVI: Die randomisierte multizentrische Studie ging der Frage nach, ob die FFR-gesteuerte PCI gegenüber der Angiographie-gesteuerten PCI Vorteile bringt bei Patientinnen und Patienten mit stabiler KHK und TAVI-Indikation. Prof. Flavio Luciano Ribichini (Verona, Italien) stellte die Daten am 21.05. in Paris vor.1


Prof. Tanja Rudolph (Bad Oeynhausen) kommentiert.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Prof. Tanja Rudolph

Leiterin Rubrik Strukturelle Herzerkrankungen

 

31.05.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Paris - NicoElNino / Shutterstock.com

Hintergrund und Zielsetzung

 

Die optimale Behandlung von Patientinnen und Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) und symptomatischer hochgradiger Aortenklappenstenose (AS), die für eine TAVI in Frage kommen, bleibt unklar. Jüngste Studien zum Vergleich der PCI gegenüber einer konservativen Behandlung bei KHK-Patientinnen und -Patienten, die sich einer TAVI unterzogen, lieferten widersprüchliche Ergebnisse. 

 

In der FAITAVI-Studie wurde untersucht werden, ob eine FFR-gesteuerte PCI gegenüber einer Angiographie-gesteuerten PCI bei stabilen Patientinnen und Patienten mit KHK und TAVI-Indikation mit einer besseren Prognose über einen Beobachtungszeitraum von 12 Monaten verbunden ist.

Ergebnisse

 

In die Studie wurden 320 Patientinnen und Patienten eingeschlossen und 1:1 zur FFR- oder Angiographie-gesteuerten PCI randomisiert. Die Baseline-Charakteristika beider Gruppen waren vergleichbar (mittlere Alter 86 Jahre und medianer SYNTAX-Score 7). Im Angiographie-Arm wurden alle Läsionen ≥50 % in einem Gefäß >2,5 mm behandelt und im FFR-Arm alle Läsionen mit FFR ≤0,80 (Läsionen mit FFR>0,85 wurden zurückgestellt). Für FFR-Werte zwischen 0,81 bis 0,85 wurde eine Wiederholung der Messung nach der TAVI-Implantation empfohlen, da sich die FFR nach der Klappenimplantation verändern kann. 

 

Die PCI wurde jeweils in der FFR- und Angiographie-Gruppe entweder gleichzeitig mit der TAVI durchgeführt (42 % bzw. 40 % vor der TAVI und 18 % bzw. 24 % nach der TAVI) oder nacheinander in 2 separaten Prozeduren (16 % bzw. 12 % vor der TAVI und 24 % nach der TAVI in beiden Gruppen). 

 

Der primäre Endpunkt MACCE (Major Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) während der 12-monatigen Follow-up-Dauer favorisierte die FFR-gesteuerte PCI: MACCE-Ereignisse traten seltener in der FFR-Gruppe auf: 14 (8,5 %) vs. 25 (16,0 %). Dieser Unterschied war vor allem die Gesamtmortalität (2,4 % vs. 7,7 %) und ischämiebedingten Zielgefäßrevaskularisierungen (0 vs. 3 Fälle) zurückzuführen.

Fazit

 

Die Daten der FAITAVI-Studie weisen darauf hin, dass die FFR-gesteuerte gegenüber der Angiographie-gesteuerten PCI mit besseren Outcomes verbunden sein könnte - allerdings bei einem hochbetagten Patientenkollektiv und einer relativ kurzen Beobachtungsdauer von 12 Monaten.

Expertenkommentar

 

Nach der Notion-3 Studie, die einen Vorteil der Revaskularisation (FFR-gestützt bei intermediäre Läsion) gegenüber einem konservativen Procedere gezeigt hat, bestätigt die FAITAVI-Studie den Wert der FFR zur Beurteilung der hämodynamischen Relevanz von epikardialen Stenose bei Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose.

Zur Autorin

Prof. Tanja Rudolph

Prof. Tanja Rudolph ist als Oberärztin und Leiterin der Interventionellen Kardiologie in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/ Angiologie des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, in Bad Oeynhausen tätig. Ihre fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb sie in den Bereichen der Interventionellen Kardiologie und Herzinsuffizienz. 

Prof. Tommaso Gori

Referenzen

  1. Ribichini F. Angiography versus physiology-guided PCI in patients undergoing TAVI: the Functional Assessment In TAVI (FAITAVI) trial. EuroPCR 2025. May 21, 2025. Paris, France.

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