Was bringt eine maßgeschneiderte DAPT?

 

ESC Congress 2025 | TAILORED-CHIP: Die randomisierte Studie untersuchte den Nutzen einer dynamisch angepassten dualen Plättchenhemmung bei Patientinnen und Patienten nach komplexer perkutaner Koronarintervention (PCI). Prof. Youngkeun Ahn (Gwangju, Korea) stellte die Studiendaten in der Session Hot Line 7 vor.1

 

Prof. Tommaso Gori (Universitätsmedizin Mainz) berichtet und kommentiert.

Von:

Prof. Tommaso Gori

Rubrikleiter Vaskuläre Herzerkrankungen

 

31.08.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Songquan Deng / Shutterstock.com

Studiendesign und Methodik

 

Das „Tailored“-Schema bestand aus einer Kombination von Acetylsalicylsäure (ASS) und Ticagrelor über 6 Monate, gefolgt von einer Clopidogrel-Monotherapie. Eingeschlossen wurden insgesamt über 2.000 Patientinnen und Patienten in 24 Zentren in Südkorea, bei denen komplexe anatomische Läsionen wie Mehrgefäß-PCI oder lange Stentstrecken vorlagen.

Die Patientinnen und Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert, entweder zur maßgeschneiderten Strategie oder zu einer leitliniengerechten Standard-DAPT mit ASS und Clopidogrel über 12 Monate. Primärer Endpunkt war ein kombinierter Netto-Outcome (Net Adverse Clinical Events, NACE), bestehend aus Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall, Stentthrombose, ungeplanter Revaskularisation und klinisch relevanten Blutungen (nach BARC 2–5) innerhalb von 12 Monaten.

Ergebnisse

 

Nach einem Jahr zeigte sich kein signifikanter Unterschied im primären Endpunkt (10,5 % unter der Tailored-Strategie vs. 8,8 % unter Standard-DAPT; HR 1,19; p=0,21). Auch hinsichtlich der ischämischen Ereignisse ergab sich kein Vorteil (3,9 % vs. 5,0 %; HR 0,78; p=0,25). Dagegen war die Rate klinisch relevanter Blutungen in der Ticagrelor-Gruppe signifikant erhöht (7,2 % vs. 4,8 %; p=0,002). Die Inzidenz schwerer Blutungen (BARC 3–5) unterschied sich zwischen beiden Gruppen nicht.

Fazit & Kommentar

 

Die Studie zeigte, dass eine zeitabhängige Eskalation und anschließende Deeskalation der Thrombozytenhemmung keinen klinischen Vorteil gegenüber einer konventionellen zwölfmonatigen Standard-DAPT bietet. Unklar bleibt, ob dies am gewählten Therapiekonzept oder an der Patientenselektion liegt. In TAILORED-CHIP wurden Patientinnen und Patienten mit hohem ischämischem Risiko eingeschlossen, definiert durch mindestens ein anatomisches (ungeschützte Hauptstamm-PCI, komplexe Bifurkationsinterventionen mit Zwei-Stent-Technik, chronische totale Verschlüsse, stark verkalkte Läsionen, diffuse lange Läsionen [≥30 mm], Mehrgefäß-PCI, die Implantation von ≥3 Stents oder eine Gesamtstentlänge >60 mm) oder klinisches Hochrisikomerkmal (medikamentös behandelten Diabetes mellitus, eine chronische Nierenfunktionsstörung [Kreatinin-Clearance <60 ml/min] oder eine schwere linksventrikuläre Dysfunktion). Welche Kriterien am häufigsten erfüllt waren, und ob eine alternative Patientenselektion den Nutzen einer maßgeschneiderten DAPT-Strategie besser aufzeigen könnte, bleibt offen.

Zur Person

Prof. Tommaso Gori

Prof. Tommaso Gori ist als DZHK-W3-Professor für vaskuläre und myokardiale Interaktionen tätig sowie als Leiter des Herzkatheterlabors in der Universitätsmedizin Mainz. Seine Forschungsgebiete umfassen die koronaren Herzerkrankungen, bildgebende Verfahren sowie die kardiovaskuläre Pharmakologie. Bei Herzmedizin.de ist er Leiter der Rubrik Vaskuläre Herzerkrankungen.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Referenzen

 

  1. Park D.-W. TAILORED-CHIP: Tailored Antiplatelet Therapy for Complex High-Risk PCI (Asan Medical Center - Seoul, Korea). Hot Line 7, 31.08.2025, Madrid, ESC 2025

Zur Übersichtsseite ESC Congress 2025

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