Die Studiengruppe um Valgimigli rückt vier wesentliche Ergebnisse ihrer Metaanalyse in den Blickpunkt. Diese habe gezeigt,
- dass das Risiko für tödliche und ischämische Ereignisse gemäß primärem Endpunkt bei Patienten mit komplexen PCI-Prozeduren signifikant höher war als bei Patienten mit nicht komplexen Prozeduren (3,86% vs. 2,98%; Hazard Ratio, HR: 1,28; 95%-KI: 1,04–1,59; p = 0,02), bei einem numerisch, aber nicht signifikant höherem Blutungsrisiko.
- dass der frühzeitige Switch auf eine Monotherapie mit einem P2Y12-Hemmer mit dem gleichen Risiko für tödliche und ischämische Ereignisse assoziiert war wie eine fortgesetzte DAPT, und zwar sowohl bei Patienten mit komplexer PCI (3,61% vs. 4,1%; HR: 0,87; 95%-KI: 0,64–1,19) wie auch mit nicht komplexer PCI (2,75% vs. 3,21% ; HR: 0,91; 95%-KI: 0,76–1,09; p-Wert für Interaktion = 0,770).
- dass die Strategie der frühen P2Y12-Hemmer-Monotherapie das Risiko für schwerwiegende Blutungsereignisse (BARC 3 oder 5) im Vergleich zur verlängerten DAPT signifikant um etwa die Hälfte reduzierte, auch dies sowohl bei Patienten mit komplexen (1,08% vs. 2,25%; HR: 0,51; 95%-KI: 0,31–0,84; p= 0,008) wie auch mit nicht komplexen PCI-Prozeduren (0,86% vs. 1,76%; HR: 0,49; 95%-KI: 0,37–0,64; p < 0,001).
- dass das Hauptergebnis der Studie – ein für die P2Y12-Hemmer-Monotherapie gezeigter Vorteil bezüglich des Blutungsrisikos ohne Verlust an Schutz vor tödlichen oder ischämischen Ereignissen – in allen Subgruppen- und Sensitivitätsanalysen bestätigt wurde.
Der Effekt der frühen P2Y12-Hemmer-Monotherapie erwies sich als unabhängig davon, welcher P2Y12-Hemmer zum Einsatz kam und zu welchem Zeitpunkt (nach einem oder nach drei Monaten) die ASS-Therapie abgesetzt wurde. Allerdings sei Ticagrelor in den der Metaanalyse zugrunde liegenden Studien überrepräsentiert und Prasugrel unterrepräsentiert gewesen, zudem sei Clopidogrel vorwiegend bei asiatischen Patienten zum Einsatz gekommen, so die Autoren. Mit der Frage, ob der spezifische Typ des P2Y12-Hemmers Einfluss auf den gezeigten Benefit der P2Y12-Hemmer-Monotherapie in Relation zur Standard-DAPT hat, müsse sich deshalb die künftige Forschung noch befassen.
Insgesamt stellten die Ergebnisse der Metaanalyse die „zentrale Rolle der DAPT über die ersten drei Monate nach erfolgter PCI hinaus infrage“, schlussfolgern Valgimigli und seine Mitautoren. Die Metaanalyse stützte eine Praxisveränderung hin zur frühen Einleitung einer Monotherapie mit einem P2Y12-Hemmer nach PCI – und zwar unabhängig von deren Komplexität.