Ein weiterer gescheiterter Versuch, das Kalzium zu knacken

 

TCT-Kongress 2024 | ECLIPSE:  Zur Behandlung von Koronarkalk stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. In einer Reihe von Studien wurde der Vorteil von Hochdruckballons, Rotablation und Schneidballons gegenüber der Standard-Läsionspräparation getestet. Die Ergebnisse dieser Studien sind gemischt, aber insgesamt gilt die Regel: Wenn das Ergebnis mit einfachen und sicheren Standardmethoden gut ist, sollte man nicht komplexere Therapien einsetzen.

Von:

Prof. Tommaso Gori  

Rubrikleiter Vaskuläre Herzerkrankungen

 

30.10.2024

 

Bildquelle (Bild oben): RozenskiP / Shutterstock.com

Studiendesign

 

Bei ECLIPSE handelte es sich um eine offene, randomisierte Studie, in der die orbitale Atherektomie mit der konventionellen Ballonangioplastie zur Behandlung stark verkalkter Koronarläsionen vor der DES-Implantation verglichen wurde. Im Rahmen der Studie wurden 2005 Patienten mit stark verkalkten Läsionen randomisiert zur Vorbereitung mit orbitaler Atherektomie (inkl. Vor- und Nachdilatation) oder zur konventionellen Ballonangioplastie zugeteilt.

Ergebnisse

 

Der primäre Endpunkt der Studie war die minimale Stentfläche. Der Einsatz einer orbitalen Atherektomie erforderte mehr Zeit, Kontrastmittel und Materialien (einschließlich Führungsdrähten und die Notwendigkeit eines temporären Herzschrittmachers bei 4,5 % vs. 1,9 % der Personen) und war häufiger mit einem Slow Flow nach Stent verbunden. Hinsichtlich des primären Endpunkts gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Auch die Sicherheitsendpunkte nach einem Jahr unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen, mit Ausnahme der Herzmortalität, die in der Gruppe mit orbitaler Atherektomie höher war (wobei 4 der 8 Ereignisse mit dem Gerät in Zusammenhang standen oder möglicherweise damit in Zusammenhang standen). Im Gegensatz dazu, reduzierte der Einsatz der optischen Kohärenztomographie die Rate des Zielgefäßversagens deutlich. Bemerkenswert ist, wie die Autoren sagen, dass die Anzahl der Patienten mit Läsionen, bei denen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte glaubten, dass eine Atherektomie erforderlich oder nicht sicher sei (z. B. extreme Gefäßkrümmung oder Läsionswinkelung), nicht erfasst wurde.

Fazit und Kommentar

 

Die orbitale Atherektomie sollte – ebenso wie Lithoplastik oder Rotablation – nur bei entsprechender Indikation eingesetzt werden, also bei der Behandlung schwerer Läsionen, die mit herkömmlichen Methoden nicht erweitert werden können. Die Hypothese dieser Studie war, dass ein Verfahren, das risikoreicher und komplizierter als Standardmethoden ist, bei routinemäßiger Anwendung einen Vorteil bieten könnte. Das Motto „Keep it simple and safe“ sollte stets als Leitfaden für alle Entscheidungen dienen.

Zum Autor

Prof. Tommaso Gori

Univ.-Prof. Tommaso Gori ist als DZHK-W3-Professor für vaskuläre und myokardiale Interaktionen tätig sowie als Leiter des Herzkatheterlabors in der Universitätsmedizin Mainz. Seine Forschungsgebiete umfassen die koronaren Herzerkrankungen, bildgebende Verfahren sowie die kardiovaskuläre Pharmakologie. 

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Referenzen

 

 

Kirtane AJ. A Large-Scale, Randomized Trial of Orbital Atherectomy vs. Conventional Balloon Angioplasty in Severely Calcified Coronary Arteries Prior to DES Implantation. Late-Breaking Clinical Trials: Session II, in Collaboration with The Lancet, TCT2024

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