Verkalkte Koronarläsionen: Weniger schwere Komplikationen bei IVL

 

TCT Congress 2025 | ShortCUT/VICTORY: Die Behandlung mittelgradig bis ausgeprägt verkalkter Koronarläsionen zählt nach wie vor zu den schwierigsten Bereichen der PCI. Mit den beiden aktuellen randomisierten Studien ShortCUT und VICTORY stehen nun jedoch erstmals direkte Vergleiche zwischen der intravaskulären Lithotripsie (IVL) und zwei etablierten ballonbasierten Verfahren zur Verfügung: dem Cutting-Balloon beziehungsweise dem Super-High-Pressure-Non-Compliant-Ballon (OPN).1,2

 

Prof. Tommaso Gori (Universitätsmedizin Mainz) berichtet und kommentiert.

Von:

Prof. Tommaso Gori

Rubrikleiter Vaskuläre Herzerkrankungen

 

28.10.2025

 

Bildquelle (Bild oben): BiniClick / Shutterstock.com

Studiendesigns und Ergebnisse

 

In der ShortCUT-Studie wurden 413 Patientinnen und Patienten mit moderater bis schwerer Verkalkung eingeschlossen und randomisiert. Die Ergebnisse zeigen ein weitgehend deckungsgleiches Bild zwischen Cutting-Balloon-Angioplastie und IVL: Die minimale Stentfläche im Bereich maximaler Kalzifikation war ähnlich, ebenso wie Stentexpansion, Nachweis von Kalziumfrakturen und klinische Ereignisse nach 30 Tagen. Die IVL verursachte deutlich höhere Kosten. In der Subgruppenanalyse von Personen mit vorhergehender Rotablation blieb die Cutting-Balloon-Strategie der IVL nicht-unterlegen. Ohne Rotablation hingegen war die IVL überlegen.


Die VICTORY-Studie schloss 282 Patientinnen und Patienten mit verkalkten Stenosen ein. Auch hier zeigte sich hinsichtlich der finalen Stentexpansion kein Vorteil für die IVL gegenüber dem OPN-Ballon.

Fazit

 

Randomisierte Studien bei stark verkalkten Läsionen bleiben schwierig, weil sich die individuelle Morphologie kaum standardisieren lässt und jeder Fall seine eigenen Herausforderungen mitbringt. Dennoch lässt sich aus den vorliegenden Daten ablesen: IVL zeigt klare Vorteile zur Cutting-Balloon-Angioplastie, wenn keine Rotablation verwendet wird. Zwar können alle drei Technologien letztlich zu vergleichbaren Stentergebnissen führen, doch bleibt das Risiko schwerer Komplikationen im klinischen Routineeinsatz hoch, besonders wenn das Sizing des Gefäßes nicht berücksichtigt wird. Daher ist intravaskuläres Imaging sehr wichtig.

 

In beiden Studien wurde ein Nicht-Unterlegenheitsdesign verwendet. Die Begründung für die Anwendung dieses statistischen Designs ist, dass eine der beiden Interventionen (in diesem Fall OPN oder Schneidballons) einen Vorteil gegenüber dem Goldstandard hat, wie zum Beispiel in Bezug auf Sicherheit, Verfügbarkeit, Benutzerfreundlichkeit usw.. In diesem Fall ist die persönliche Meinung, dass das Risiko einer Gefäßruptur generell immer da ist.

Zum Autor

Prof. Tommaso Gori

Prof. Tommaso Gori ist als DZHK-W3-Professor für vaskuläre und myokardiale Interaktionen tätig sowie als Leiter des Herzkatheterlabors in der Universitätsmedizin Mainz. Seine Forschungsgebiete umfassen die koronaren Herzerkrankungen, bildgebende Verfahren sowie die kardiovaskuläre Pharmakologie. Bei Herzmedizin.de ist er Leiter der Rubrik Vaskuläre Herzerkrankungen.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Key Facts der Studien

SHORT-CUT: Direkter Vergleich von Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten zwischen Cutting-Balloon-Angioplastie und intravaskulärer Lithotripsie (IVL)

 

VICTORY: Direkter Vergleich von Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten zwischen Super-High-Pressure-Non-Compliant-Ballon (OPN) und intravaskulärer Lithotripsie (IVL)

SHORT-CUT: Cutting-Balloon-Angioplastie war nicht unterlegen gegenüber IVL und mit geringeren Kosten verbunden. In der Subgruppenanalyse war die Cutting-Ballon-Angioplastie allerdings nur bei vorhergehender Rotablation gegenüber der IVL nicht unterlegen. 

 

VICTORY: Super-High-Pressure-Non-Compliant-Ballon (OPN) war nicht unterlegen gegenüber IVL und mit geringeren Kosten verbunden.

In beiden Head-to-Head-Studien wurde zwar die Nicht-Unterlegenheit der Ballon-basierten Verfahren zur IVL nachgewiesen - für die Cutting-Ballon-Angioplastie allerdings nur bei vorhergehender Rotablation. Für belastbare Aussagen in der klinischen Praxis sind weitere Langzeit- und Real-World-Daten erforderlich.


Referenzen

 

  1. Baron S.J. Short-CUT: Intravascular Lithotripsy vs. Cutting Balloon Angioplasty in Calcified CAD. Late-Breaking Clinical Trials, 26.10.2025, San Francisco, TCT Congress 2025
  2. Bossard M. VICTORY: Intravascular Lithotripsy vs. Super-High-Pressure PTCA in Calcified and Refractory Coronary Lesions. Late-Breaking Clinical Trials, 26.10.2025, San Francisco, TCT Congress 2025

Mehr zum Thema

Zur Übersichtsseite TCT Congress 2025

Das könnte Sie auch interessieren

Hochdosis vs. Standard: CV Outcomes bei Grippeimpfstoffen

AHA Congress 2025 | FLUNITY-HD-Sekundäranalyse: Benefits bei Ü65-Jährigen unter Beachtung vorbestehender CVD. Kommentiert von Prof. S. Schirmer.

Grippeimpfungen: CV-Risikoreduktion bei chronisch Erkrankten

AHA Congress 2025 | NUDGE-FLU-CHRONIC 1 & 2 IV-Analyse: Kausale Effekte bei 14- bis 64-Jährigen untersucht. Kommentiert von Prof. S. Schirmer.

"Fellow-up" #18: Koronare Perforationen und PCI-Komplikationen

Das Videoformat gibt Entscheidungshilfen für den klinischen Alltag. Dieses Mal mit Dr. M. Wefering & Dr. D. Choudhury.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen