Auswirkungen von Drug-Coated Devices bei pAVK

 

ESC Congress 2025 | SWEDEPAD 1 und 2: Die beiden randomisierten Studien untersuchten, ob in der pAVK-Therapie beschichtete Stents und Ballons für Patientinnen und Patienten unmittelbar relevante Endpunkte, wie Lebensqualität und Amputationsrate, verbessern können. Prof. Mårten Falkenberg (Göteborg, Schweden) präsentierte in der Hot Line Session 6 die Ergebnisse, die gleichzeitig in The Lancet publiziert wurden.1,2,3


Prof. Christiane Tiefenbacher (Marienhospital Wesel) berichtet und kommentiert.

Von:

Prof. Christiane Tiefenbacher

Rubrikleiterin Angiologie

 

03.09.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Songquan Deng / Shutterstock.com

Bei Patientinnen und Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK, PAD), die katheterinterventionell behandelt werden, verringert der Einsatz beschichteter Ballons und Stents das Risiko für Re-Stenosen und Re-Interventionen laut den Ergebnissen kleinerer Studien mit relativ kurzem Nachbeobachtungszeitraum. Ob die beschichteten Devices jedoch auch für Patientinnen und Patienten unmittelbar relevante Endpunkte, wie Lebensqualität und Amputationsrate, verbessern, ist nicht klar. In der letzten Zeit gab es auch eine Debatte über die Sicherheit beschichteter Materialien bei der Therapie der pAVK. Um hier mehr Klarheit zu bekommen, wurden die pragmatischen, nur für die Teilnehmenden verblindeten, registerbasierten, randomisierten SWEDEPAD-1- und -2-Studien durchgeführt.

Ergebnisse

 

In der SWEDEPAD-1-Studie wurden 2.355 Patientinnen und Patienten mit kritischer Extremitätenischämie (Rutherford Stadium 3–6) im Rahmen einer infrainguinalen Intervention randomisiert entweder mit beschichteten (überwiegend Paclitaxel) oder unbeschichteten Ballons/Stents behandelt. Der Zeitpunkt einer notwendigen Amputation oberhalb des Knöchels (primärer Endpunkt) war nicht signifikant unterschiedlich zwischen den beiden Gruppen (HR 1,05; 95%KI [0,87; 1,27] nach 5 Jahren Follow-up). Die Re-Interventionsrate des Zielgefäßes war zwar nach 1 Jahr in der Gruppe mit Beschichtung niedriger (HR 0,81; 95%KI [0,66; 0,98], nach 5 Jahren fand sich aber kein Unterschied mehr. Auch Gesamtmortalität und Lebensqualität (VascuQoL-6-Fragebogen) unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen.


In der SWEDEPAD-2-Studie wurden 2.155 Patientinnen und Patienten mit Claudicatio intermittens (Rutherford Stadium 1–3) im Rahmen einer infrainguinalen Intervention randomisiert entweder mittels unbeschichteter oder beschichteter (Paclitaxel) Devices behandelt. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt, Lebensqualität, unterschied sich nach 12 Monaten nicht zwischen den Gruppen (mittlerer Unterschied im QoL-Fragebogen -0,002; 95%KI [-0,66; 0,62]). Die Rate an Zielgefäßrevaskularisationen war nach 1 Jahr wie auch nach 6,2 Jahren nicht unterschiedlich. Nach 7,1 Jahren war auch die Gesamtmortalität nicht unterschiedlich zwischen den Gruppen (HR 1,18; 95%KI [0,94; 1,48]), allerdings nach 5 Jahren höher in der Gruppe mit beschichteten Devices (HR 1,47; 95%KI [1,09; 1,98]).

Fazit und Kommentar

 

Zusammenfassend zeigte der Einsatz Paclitaxel-beschichteter Ballons und Stents in den SWEDEPAD-Studien keinen Vorteil im Hinblick auf die Amputationsrate bei Patientinnen und Patienten mit kritischer Extremitätenischämie und auf die Verbesserung der Lebensqualität bei Patientinnen und Patienten mit Claudicatio intermittens. Im Hinblick auf das positive Signal bei der 5-Jahresmortalität und die Sicherheitsbedenken aus früheren Studien sollte der Einsatz beschichteter Devices weiterhin kritisch geprüft werden. Einschränkend muss noch angemerkt werden, dass die Ergebnisse der Studien nur für Devices mit Paclitaxelbeschichtung gelten.

Zur Autorin

Prof. Christiane Tiefenbacher

Prof. Christiane Tiefenbacher ist Chefärztin am Marienhospital Wesel und Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie. Sie verfügt über Zusatzbezeichnungen in der interventionellen Kardiologie und Angiologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der vaskulären und klinischen Forschung, insbesondere bei pAVK, KHK, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern.

Prof. Christiane Tiefenbacher

Referenzen

 

  1. Falkenberg M. SWEDEPAD 1 and 2: Impact of drug-coated devices in patients with peripheral arterial disease. Hot Line 6, 31.08.2025, Madrid, ESC 2025
  2. Falkenberg M et al. Paclitaxel-coated versus uncoated devices for infrainguinal endovascular revascularisation in chronic limb-threatening ischaemia (SWEDEPAD 1): a multicentre, participant-masked, registry-based, randomised controlled trial. The Lancet, online first, August 30, 2025, DOI: 10.1016/S0140-6736(25)01585-5
  3. Nordanstig J. Paclitaxel-coated versus uncoated devices for infrainguinal endovascular revascularisation in patients with intermittent claudication (SWEDEPAD 2): a multicentre, participant-masked, registry-based, randomised controlled trial. The Lancet, online first, August 30, 2025, DOI: 10.1016/S0140-6736(25)01584-3

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