In der SIRONA-Studie konnte erstmals die Nicht-Unterlegenheit von Sirolimus-DCB vs. Paclitaxel-DCB klar nachgewiesen werden. Beide DCB lieferten sehr gute Offenheitsraten mit einem vernachlässigbar geringen Unterschied. Auch die weiteren klinischen Parameter, die als sekundäre Endpunkte erfasst wurden, wie z.B. Gehtests, belegen, dass beide Ballonangioplastie Strategien klinisch äquivalent sind. Darüber hinaus erreichten fast alle Personen beider Gruppen deutliche Verbesserungen (um mindestens eine Stufe) der Rutherford-Klassifikation. Weitere Analysen sind derzeit in Arbeit und werden voraussichtlich im Frühjahr 2025 zusammen mit den hier präsentierten Daten publiziert. Darüber hinaus wird die Nachkontrolle der SIRONA-Studie über 5 Jahre fortgesetzt, um zu überprüfen, ob Sirolimus positive Langzeiteffekte auf die Intima-Hyperplasie hat. Die 2-Jahresdaten werden voraussichtlich nächstes Jahr auch wieder auf dem TCT 2025 präsentiert.
Insgesamt liegt aber schon jetzt mit der SIRONA-Studie eine sehr gute Datenlage für Sirolimus-beschichtete DCBs vor. Paclitaxel ist eine zytotoxische Substanz, die nicht nur zur Hemmung der Intima-Hyperplasie führt, sondern auch nachhaltig die tieferen Schichten der Gefäßwand also die Media und Adventitia schädigen kann. In mehreren Fallserien wurde inzwischen dokumentiert, dass Aneurysmen nach der Paclitaxel-Behandlung am Oberschenkel auftraten. Außerdem können Paclitaxel-beschichtete Stents plötzlich migrieren - das wurde bereits in Koronararterien beobachtet und tritt jetzt in der Peripherie noch deutlicher auf. Ein Stent, der sich bewegt oder verrutscht, kann Entzündungsprozesse und weitere Probleme verursachen.
Die Sirolimus-beschichtete Ballonangioplastie stellt eine neue Behandlungsoption für die pAVK dar, die dem dem „leaving nothing behind“-Konzept folgt, und könnte sich zu einem Gamechanger entwickeln. Natürlich sind weitere Studien zur Bestätigung notwendig, aber dieser Head-to-Head-Vergleich hat eindrucksvoll gezeigt, dass dieses neue Therapiekonzept funktioniert und als gleichwertig zum aktuellen Goldstandard der Paclitaxel-Ballonangioplastie zu bewerten ist.7
Weitere Studien laufen bereits, wie die LIMES-Studie zum DCB-Vergleich bei der Behandlung der Unterschenkel-pAVK bei der kritischen unteren Extremitätenischämie. Am Unterschenkel hat sich zuletzt gezeigt, das Paclitaxel mit einem hohen Risiko für Verschlechterungen der Wundheilung bis hin zu Amputationen einhergeht. Mit Sirolimus könnte als zytostatisches Immunsuppressivum, nicht nur die Offenheit verbessern, sondern auch entzündungshemmend wirken und möglicherweise könnten gerade kleine Ballons sehr tief im Unterschenkel weitere positive Effekte haben.
Die Gefäßmedizin ist ein interdisziplinäres Gebiet der drei interventionell-tätigen Fachdisziplinen Angiologie, interventionelle Radiologie und Gefäßchirurgie. An der SIRONA-Studie nehmen Gefäßzentren aus allen drei Fachdisziplinen teil, sodass die Versorgungsrealität in Deutschland widergespiegelt wird.
Mit den Sirolimus-beschichteten Stents stehen uns jetzt 2 Behandlungsoptionen zur Verfügung. Sirolimus könnte in den nächsten Jahren Paclitaxel ersetzen und weitere Anwendungen sind denkbar. Wichtig ist allerdings, dass es in Deutschland zukünftig eine entsprechende Vergütung gibt, damit sich diese neue vielversprechende Technologie auch in der Praxis durchsetzen kann.