Was bringt die zusätzliche mechanische Thrombektomie? 

 

TCT Congress 2025 | STORM-PE: Die erste randomisierte Studie zum Vergleich der alleinigen Antikoagulationstherapie gegnüber der zusätzlichen interventionellen Therapie mit mechanischer Thrombektomie bei Patientinnen und Patienten mit Lungenembolie und intermediär-hohem Risiko wurde präsentiert von Prof. Robert A. Lookstein (School of Medicine at Mount Sinai, New York) und zeitgleich publiziert.1,2

 

Prof. Christiane Tiefenbacher (Marienhospital Wesel) berichtet und kommentiert.

Von:

Prof. Christiane Tiefenbacher

Rubrikleiterin Angiologie

 

05.11.2025

 

Bildquelle (Bild oben): BiniClick / Shutterstock.com

Hintergrund und Studienziel

 

Das Thema der interventionellen Therapie der Lungenarterienembolie (LE) ist in den letzten Jahren aufgrund der Entwicklung neuer interventioneller Therapieansätze zunehmend in den Fokus gerückt. In den aktuellen Leitlinien ist der Empfehlungsgrad für interventionelle und operative  Revaskularisationsstrategien bereits aufgewertet worden. Aufgrund fehlender Studiendaten ist aber nach wie vor die Lysetherapie Goldstandard bei der Behandlung der intermediär-Hochrisiko- und Hochrisiko-LE - mit den bekannten Einschränkungen und Nachteilen.

Methodik

 

100 Patientinnen und Patienten mit akuter LE und intermediär-hohem Risiko erhielten entweder eine alleinige Antikoagulationstherapie (AC, 60 % UFH, 20 % NMWH, 20 % Kombination aus beiden), die Interventionsgruppe zusätzlich eine mechanische Thrombektomie (16F flashlight Penumbra Aspirationskatheter). Dies ist die erste randomisierte kontrollierte Studie mit Vergleich dieser beiden Therapieschemata.

 

Wie in ähnlichen Studien war der primäre Endpunkt der Studie das Verhältnis der Größe des rechten Ventrikels zum linken Ventrikel (RV/LV) zum Ausgangspunkt und 48 h nach Behandlung. Sicherheitsendpunkte waren klinische Verschlechterung mit Notwendigkeit einer Rescue Therapie, symptomatisches LE-Rezidiv, schwere Blutung und LE-assoziierte Sterblichkeit nach 7 Tagen.

Ergebnisse

 

Die Ausgangsparameter der Patientinnen und Patienten unterschieden sich nicht relevant. Der primäre Endpunkt zeigte sich signifikant (p<0,001) verbessert in der interventionellen Therapiegruppe (Reduktion RV/LV von 1,63±0,36 auf 1,1±0,28 (-29,7 %) im Vergleich zur AC-Gruppe (von 1,56±0,35 auf 1,32± 0,31 (-13,1 %).

 

Die Sicherheitsendpunkte unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht signifikant. Es kam zu 2 LE-assoziierten Todesfällen in der Interventionsgruppe, die aber nach Beurteilung durch die Steuerungsgruppe nicht prozedurbedingt waren.

Fazit 

 

STORM-PE ist somit die erste radnomisierte klinische Studie zum Vergleich der alleinigen Antikoagulation gegenüber der Antikoagulation mit zusätzlicher interventioneller Therapie bei Patientinnen und Patienten mit Lungenembolie und intermediär-hohem Risiko. Die interventionelle Therapie war der alleinigen Antikoagulation im Hinblick auf den primären Endpunkt signifikant überlegen, ohne dass Sicherheitsprobleme auftraten.

 

Die Storm-PE-Studie schließt sich somit den Ergebnissen mehrerer Registerstudien und der randomisierten PEERLESS-Studie an, die einheitlich einen Vorteil einer interventionellen Therapie bei der Behandlung der Lungenembolie mit intermediär-hohem Risiko zeigen. Ob die interventionelle Therapie aber auch harte Endpunkte wie Mortalität beeinflusst und letztendlich die Lysetherapie als Goldstandard ablösen wird, muss sich erst in entsprechenden Studien zeigen.

Zur Autorin

Prof. Christiane Tiefenbacher

Prof. Christiane Tiefenbacher ist Chefärztin am Marienhospital Wesel und Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie. Sie verfügt über Zusatzbezeichnungen in der interventionellen Kardiologie und Angiologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der vaskulären und klinischen Forschung, insbesondere bei pAVK, KHK, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern.

Prof. Christiane Tiefenbacher

Key Facts der Studie

Vergleich der alleinigen Antikoagulation gegnüber der zusätzlichen interventionellen Therapie mit mechanischer Thrombektomie bei Patientinnen und Patienten mit Lungenembolie und intermediär-hohem Risiko

Der primäre Endpunkt (Reduktion RV/LV) favorisierte die zusätzliche interventionelle Therapie, während sich die Sicherheitsendpunkte nicht signifikant unterschieden.

Die Storm-PE-Studie bestätigte einen Vorteil der interventionellen Therapie bei der Behandlung der Lungenembolie mit intermediär-hohem Risiko. Weitere Studien müssen zeigen, ob die interventionelle Therapie auch harte Endpunkte wie Mortalität beeinflusst und die Lysetherapie als Goldstandard ablösen wird.


Referenzen

 

  1. Lookstein RA. Randomized Controlled Trial of Mechanical Thrombectomy with Anticoagulation Versus Anticoagulation Alone for Acute Intermediate-High Risk Pulmonary Embolism: Results from STORM-PE. Late-Breaking Clinical Science, 27.10.2025, San Francisco, TCT Congress 2025
  2. Lookstein RA et al. Randomized Controlled Trial of Mechanical Thrombectomy With Anticoagulation Versus Anticoagulation Alone for Acute Intermediate-High Risk Pulmonary Embolism: Primary Outcomes from the STORM-PE Trial. Circulation. 2025 Nov 3. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.125.077232. Epub ahead of print. PMID: 41183181.

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