Nur ein Bruchteil der Patientinnen und Patienten, die sich mit dem Verdacht eines akuten Koronarsyndroms in einer Notaufnahme vorstellen, erhalten nach Abschluss der Diagnostik die Diagnose eines akuten Koronarsyndroms mit entsprechender Therapie. Die Mehrzahl der Personen kann nach ausreichender Diagnostik nach Hause entlassen werden. Die hohe Zahl der Personen insgesamt sowie die begrenzte Verfügbarkeit von Überwachungsmöglichkeiten und Fachpersonal stellt für viele Krankenhäuser eine große Herausforderung dar, eine Situation, die als „overcrowding“ bezeichnet wird. In den letzten Jahren konnte die Diagnose durch die Einführung der hochsensitiven Troponine verbessert und durch die zunehmende Anwendung schneller diagnostischer Algorithmen auch beschleunigt werden. Die ESC Guidelines empfehlen dabei einen Algorithmus, der eine Troponinbestimmung zum Zeitpunkt der Aufnahme (0 h) und eine zweite Messung innerhalb von 60–180 Minuten (ESC 0/1 h, ESC 0/2 h oder ESC 0/3 h) vorsieht.
Die Messung hochsensitiver Troponine war bislang – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur im Zentrallabor möglich. Um Zeitverluste von der Blutentnahme bis zur Ergebnismitteilung zu reduzieren, wurden allerdings eine strenge Zeitvorgabe für die sog. „Turnaround Time“ (TAT), d. h. der Zeit zwischen Blutentnahme und Ergebnismitteilung, gesetzt. Viele Krankenhäuser sind allerdings nicht in der Lage dieses Zeitfenster von maximal 60 Minuten einzuhalten. Diese Limitation soll jetzt durch die zunehmende Einführung hochsensitiver patientennaher „point-of-care“ (POC) Troponintests überwunden werden.
Beim diesjährigen ESC-Kongress in London wurde jetzt die monozentrische WESTCOR-POC-Studie aus Norwegen vorgestellt. In dieser Studie wurde die Effektivität eines neuen hochsensitiven POCT hinsichtlich der Länge des Notaufnahmeaufenthalts (primärer Effektivitätsendpunkt) sowie die Sicherheit des Protokolls (sekundäre Endpunkte) mit der Standarddiagnostik im Zentrallabor verglichen.