Die europäischen STEMI-Leitlinien von 2017 empfehlen, dass Patienten mit STEMI nach erfolgreicher Reperfusion bei stabilem klinischem Verlauf wenn möglich zunächst mindestens 24 Stunden lang auf einer kardialen Intensivstation (CCU, coronary care unit) überwacht werden sollten, damit eventuelle Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt werden können (Klasse-1-Empfehlung, Evidenzlevel C). Dementsprechend ist das heute übliche Praxis.
US-Autoren kommen in einer Studie nun jedoch zu dem Ergebnis, dass zwischen denjenigen Infarktpatienten, die insgesamt auf Intensivstationen verlegt werden, und denjenigen, die dort wegen Komplikationen tatsächlich einer intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, eine erhebliche Diskrepanz besteht. Sie regen deshalb an, über eine risikobasierte Selektion (Triage) von STEMI-Patienten nachzudenken, um die Möglichkeiten der kardiologischen Intensivmedizin in Zeiten, in denen Komplikationen bei STEMI-Behandlung tendenziell rückläufig sind, gezielter und damit kosteneffektiver nutzen zu können. Ein dabei zu berücksichtigender Faktor könnte nach ihren Studiendaten die graduelle zeitliche Verzögerung bei der Reperfusionsbehandlung sein.
Die US-Untersucher um Dr. Jay Shavadia vom Duke Clinical Research Institute in Durham haben für ihre Studie Registerdaten von 19.507 STEMI-Patienten im Alter über 65 Jahren an 707 US-Kliniken ausgewertet. Von diesen Patienten, die alle hämodynamisch stabil waren, waren 82,3% nach komplikationsfrei verlaufener primärer PCI für die mediane Dauer eines Tages auf eine kardiologische Intensivstation verlegt worden.