Die Therapie des ARDS bleibt im Kontext der Intensivmedizin eine stete Herausforderung. Die bislang bestehende Klassifikation (Berlin-Definition) wurde im Jahr 2012 veröffentlicht und die aktuell gültige S3-Leitlinie stammt aus dem Jahr 2017.2
Die erste Veröffentlichung zu ARDS erschien 1967 von Ashbaugh und Petty, die bereits die Anwendung eines positiven endexspiratorischen Drucks (PEEP) als wirksam beschrieben. Ein detaillierterer Bericht über ARDS wurde erst im Jahr 1988 durch Murray et al. veröffentlicht einschließlich des Lung Injury Scores, der sowohl klinisch wie auch pathophysiologische Parameter umfasste (Ausdehnung in der Bildgebung, Horrowitz-Index, verwendete L-PEEP und Compliance). Der Nutzen einer Begrenzung des Spitzendruckes und der permissiven Hyperkapnie wurde erstmalig 1990 durch Hickling beschrieben.
Eine offizielle ARDS-Definition wurde 1994 durch die American-European-Consensus-Conference (AECC) festgelegt zur Vereinheitlichung von Einschlusskriterien und zur Koordination von Studienprojekten für dieses häufige und schwere Krankheitsbild. Bekanntermaßen wurden hierbei 4 Kriterien definiert und ALI (Acute Lung Injury) vom ARDS abgegrenzt. Man konnte sich damals auf die folgenden 4 Kriterien einigen: Zeitpunkt des Auftretens, Schweregrad der Oxygenierungsstörung, radiologische Befunde sowie den Ausschluss einer kardialen Genese, definiert durch einen Wedge-Druck < 18 mmHg. Allerdings war die Berücksichtigung des verwendeten L-PEEPs nicht in die Kriterien eingegangen.
Die damals gewählte Definition hatte viele Probleme im Alltag nach sich gezogen, beispielsweise wurde der Zeitpunkt „akut“ nicht quantitativ definiert, des Weiteren war zum Ausschluss einer kardialen Genese zwingend die Verwendung eines Rechtsherzkatheters zur Bestimmung des Wedge-Drucks notwendig, was nicht der Alltagsrealität entsprach. Nach Festlegung der ersten Definition des ARDS konnten in den folgenden Jahren viele relevante Meilensteinstudien erfolgreich durchgeführt werden. Beispielsweise konnte die Wichtigkeit der Applikation eines niedrigen Tidalvolumens, die Relevanz eines adäquat angepassten L-PEEPs sowie die klinische Bedeutsamkeit einer volumenrestriktiven Flüssigkeitsmanagements evidenz-basiert nachgewiesen werden.