Reanimationsleitlinie 2021 – Update 2023

 

DIVI23-Kongress | Prof. Kreimeier (Ludwig-Maximilians-Universität München) stellte in Hamburg ein Update über ausgewählte Aspekte in der Erwachsenenreanimation vor.

Von

Dr. Dominik Scharpf

 

Senior Editor

Prof. Marcus Hennersdorf

Herausgeber der Rubrik Intensiv- und Notfallmedizin

 

11.12.2023

 

Die große Relevanz des Themas wird erneut durch die hohe Anzahl an Reanimationen pro Jahr belegt: So waren es 2022 ca. 60.000 Reanimationen in Deutschland. Besonderen Stellenwert sollte im Kontext der Reanimation weiter auf dem präklinischen Sektor gelegt werden. Hier wird aktuell von der „Chain of survival“ gesprochen, mit Maßnahmen beginnend von der Erkennung von lebensbedrohlichen Akuterkrankungen, der frühen mechanischen Reanimation (CRP), der sofortigen, wenn indizierten, Defibrillation, bis hin zur Postreanimationsbehandlung.

First-Responder als Lebensretter

 

Im Kontext der präklinischen Therapiemaßnahmen konnte erfreulicherweise eine Steigerung der Laienreanimationsrate um 57 % verzeichnet werden. Auch nehmen telefongeführte Reanimationen („T-CPR“) quantitativ zu, jedoch sind die Ressourcen hierzu auf den Leitstellen noch zu gering, da die telefongeführte CPR die Ereichbarkeit der Leitstelle konsekutiv in dieser Zeit limitiert. Sehr erfreulich zeigt sich aktuell die Entwicklung der Anzahl der „First Responder“ über das App-System der „Region der Lebensretter“. Medizinisches Fachpersonal hat die Möglichkeit sich über diese App registrieren zu lassen und kann über Wiederbelebungen im direkten örtlichen Umfeld via App informiert werden, um ggf. die direkt disponierten Rettungskräfte aktiv, in vielen Fällen noch vor deren eintreffen, zu unterstützen. Aktuell existieren bereits knapp 8.700 eingetragene Retter, welche 2023 bereits 7.127 Einsätze absolvieren konnten.

Therapeutische Hypothermie und zertifizierte Zentren 

 

In Bezug auf die therapeutische Hypothermie nach Kreislaufstillstand plädierte Kreimeier stellvertretend für die DIVI klar für die Beibehaltung der Kühlung auf 32 – 34° Celsius und beruft sich hierbei auf pathophysiologische Überlegungen sowie auf die Versorgungsqualität in Deutschland interpretierten, aktuellen Studienergebnisse.

 

Ein weiteres klares positives Statement erfolgte in Bezug auf die zusätzliche Ausweitung von zertifizierten Cardiac-Arrest-Centern (CAC), da in dessen Zertifizierungsprozessen die Abläufe sowohl intra- wie auch interdisziplinär klar strukturiert werden müssen, mit konsekutiv klarer Aufgabenverteilung zwischen den Disziplinen. Das Qualitätsmanagement der einzelnen Zentren wird im Rahmen der Rückspiegelung der eigenen Daten im Vergleich zu den weiteren Zentren ergänzend verbessert.

 


Referenz

 

Kreimeier U. Reanimationsleitlinien 2021 – Update 2023. DIVI23; 29.11. - 01.12.2023 Hamburg

 

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