Schwarze Schokolade zur Prävention von Diabetes ohne Gewichtszunahme ist eine wunderbare Weihnachtsbotschaft, die Resonanz findet in dem tief verwurzelten Wunsch von Menschen aller Zeiten, Kulturen und Religionen, durch die Aufnahme der “richtigen” Nahrung Krankheiten zu vermeiden und sich für das Dies- und Jenseits Vorteile zu verschaffen. Uns Kardiologinnen und Kadiologen wird machmal vorgeworfen, alles zu verbieten, das Spaß mache. Daher hoffen wir (und auch die Hersteller der Produkte) besonders auf protektive Effekte der Inhaltsstoffe einer vergnüglichen Ernährung mit schwarzer Schokolade oder auch rotem Wein.
Unerfreulicherweise ist die Evidenzlage komplex. Teurere Lebensmittel schneiden in Querschnitts- oder Beobachtungsstudien immer besser ab. Und leider liefern Assoziationen zwar interessante Hypothesen, belegen jedoch keine Kausalität. Der mit großem Abstand potentester Prädiktor für positive Gesundheitsparameter aller Art ist der sozioökonomische Status. Personen mit wenig Geld und sozialen Problemen haben häufiger kardiovaskuläre Risikofaktoren und -Erkrankungen. Teure Lebensmittel (Schokolade, Rotwein, Nahrungsergänzungsmittel, frisches Obst u.v.a.m.) selektionieren in erster Linie für höheren Sozialstatus und besseres Gesundheitsverhalten (z.B. weniger Rauchen). Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung (< 10 %) leistet sich regelmäßig die wesentlich teurere schwarze Schokolade. Daher lassen sich aus den meisten Querschnitts- oder Beobachtungsstudien zu vermeintlichen Effekten von Nahrungskomponenten keine belastbaren Empfehlungen ableiten.
Der tägliche Energieverbrauch fällt über die Lebenszeit in zwei Stufen nach der Pubertät und nach dem 55. Lebensjahr ab, d.h. bei unverändertem Eß- und Bewegungsverhalten nimmt das Körpergewicht ab Mitte 50 kontinuierlich zu (unabhängig von Schokolade).2 Für das Ausmaß einer Veränderung des Körpergewichtes durch Ernährung sind die Zufuhr und der Verbrauch von Kalorien entscheidend, der Zeitpunkt der Kalorienaufnahme per se oder die Zusammensetzung der Nahrung pro Kalorie spielen keine wesentliche Rolle.3,4 Selbstverständlich kann ein Intervall-Fasten oder die Reduktion von Fett und Zucker (Schokolade) helfen, die Kalorien-Aufnahme zu reduzieren. Das Nahrungsfreie Intervall als solches hat jedoch keinen Effekt für das Körpergewicht.2 Es spielt bei gleicher Kalorienmenge auch nachweislich keine Rolle, ob das Verhältnis der aufgenommenen Kalorien aus Kohlenhydraten / Eiweiß / Fett 65/15/20 %, 55/25/20 %, 45/15/40 % oder 35/25/40 % beträgt.4 Die Auswirkung von Schokolade auf das Körpergewicht richtet sich nach der konsumierten Kalorienzahl. Wichtiger für das Studienergebnis ist aber wahrscheinlich gar nicht die Schokolade selber, sondern Sorte und Preis der Schokolade als Indikator für den Lebensstil der Konsumierenden.