https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II Lübeck, Deutschland
Hintergrund
Die Herzinsuffizienz (HF) gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und ist durch eine hohe Morbidität und Mortalität gekennzeichnet. Herzinsuffizienz ist die häufigste Ursache für eine Hospitalisierung und die Hospitalisierungsraten steigen zunehmend an. Aufgrund des demographischen Wandels und dem damit verbundenen Mangel an Ärzten, bedarf es neben einer einheitlichen und flächendeckenden Versorgung der Patienten auch an HF-Assistenzberufen (HF-Nurse oder spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz), die in bundesweiten Netzwerken und durch neue Versorgungsmodelle die Patienten schulen, unterstützen und betreuen.
Methoden
Im HF Netzwerk NORD, das 2022 am Universitären Herzzentrum Lübeck (UHZL) gegründet wurde, wird ein besonderer Fokus auf Assistenzberufe im Bereich der Herzinsuffizienz gelegt. Durch eine enge Verknüpfung regionaler Netzwerke untereinander, soll auch auf HF-Assistenz Ebene die bestmögliche medizinische Behandlung und Anbindung für HF-Patienten garantiert und ärztliches Personal entlastet werden (Abbildung 1). Zur Qualitätssicherung wird jährlich ein Zertifizierungskurs gemäß der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie am UHZL durchgeführt. Langfristiges Ziel ist eine Vergütung von HF-Assistenzberufen deutschlandweit.
Ergebnisse
Die Aufgaben einer spezialisierten HF-Assistenz (Abbildung 2) sind vielfältig, in der Durchführung umfangreich und bei HF-Patienten eine wichtige Ergänzung in der Behandlung. Im UHZL erhalten alle (De Novo und Worsening Heart Failure) HF-Patienten eine umfassende Schulung und strukturierte Anbindung mit festen Auftitrationsterminen bei niedergelassenen Kardiologen, Hausärzten oder Spezialsprechstunden der Kliniken. Die spezialisierte HF-Assistenz bietet Patienten zum einen in der Routineversorgung einen direkten, unkomplizierten Draht, zum anderen bei akuten Beschwerden die Möglichkeit einer dringlichen telefonischen Besprechung oder Vorstellung innerhalb 1 Woche in der hiesigen Akutsprechstunde. Die spezialisierte HF-Assistenz arbeitet die Telefonate nach einem standardisiertem Telefonfragebogen ab, Befunde und daraus resultierende Konsequenzen werden in Besprechungen mit HF-Ärzten täglich besprochen.
Aktuelles Aufkommen am UHZL für die HF-Assistenz sind 450 akute Anrufe auf der HF-Hotline und im Schnitt 80 Schulungen im strukturierten HF Entlassungsprozess pro Monat. Das UHZL hat im Jahr 2022 und 2023 ca. 45 spezialisierte HF-Assistenten nach dem Curriculum der deutschen Gesellschaft für Kardiologie ausgebildet.
Die HF-Assistenten im UHZL arbeiten u.a. auf der Heart Failure Unit, Intensivstation und in der ambulanten Patientenversorgung. Hierdurch wird gewährleistet, dass Patienten fachgerecht geschult und angebunden werden. Mittels neuester Implantationstechniken und innovativen Versorgungsmodellen in der Telemedizin kann die HF-Assistenz die Parameter (Hämodynamik oder Vitalparameter) der Patienten telemedizinisch überwachen. So sollen zukünftig Hospitalisierungen verhindert werden und die Mortalität reduziert werden.
Schlussfolgerung
Das UHZL entlässt jeden hospitalisierten HF-Patienten mit einer strukturierten Schulung und Anbindung an das HF Netzwerk Nord, um eine leitliniengerechte Versorgung zu garantieren. Erste Meilensteine wurden mit dem Kurs zur spezialisierten HF-Assistenz, eine HF-Hotline und Akutsprechstunde am UHZL erreicht. Weitere Auswertungen zum Versorgungsumfang, Reduktion an Hospitalisierungen und Vergütung der HF-Assistenz werden folgen.
Abbildung 1 lokales und übergreifend-lokales Netzwerk
Abbildung 2 Tätigkeitsfeld einer Heart Failure Assistenz im UHZL