Die von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ins Leben gerufene Nationale Herz-Allianz sei darauf die geeignete Antwort und setze das „richtige Signal“, so Lauterbach. Gerade die Pandemie, die Erkrankungen an Corona und Long-Covid habe die Vulnerabilität bestimmter Patientengruppen, darunter insbesondere diejenigen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit aller Deutlichkeit gezeigt.
Den Rückstand Deutschlands beim medizinischen Outcome im internationalen Vergleich – etwa zu skandinavischen Ländern – sieht Lauterbach nicht allein aufgrund lebensstilbezogener Risiken wie Rauchen, Fehlernährung oder Bewegungsmangel. „Da muss eine weitere Lücke aufgeklärt und geschlossen werden, insbesondere im Bereich der Sekundärprävention“, mahnte Lauterbach. Notwendig seien neue innovative Ansätze: Das gelte etwa für die Gesundheitsuntersuchung ab dem 35. Lebensjahr, die nur zu etwa 50 Prozent in Anspruch genommen werde und die – bei Aufdeckung kritischer Ergebnisse – zu oft ohne Konsequenzen bleibe. Unterbehandlung sieht Lauterbach auch hinsichtlich Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und Entzündungen – langfristig mit erheblichen negativen Auswirkungen auf alle Zweige der Sozialversicherung und Benachteiligungen für sozioökonomisch schlechter gestellte Menschen. Den Kardiologinnen und Kardiologen gebühre ausdrücklich Dank, dass sie diese Probleme benennen.
Die von der Regierungskoalition geplanten Reformen sollen diese Underperformance adressieren: die unzulängliche Kommunikation und Stringenz in der Versorgung, Fehlsteuerungen und Ressourcenverschwendung in der Notfallversorgung, Rückstand bei der Digitalisierung und der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und deren Nutzung.
Konkret in Planung seien dazu eine „große Digitalreform“ sowie ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG), mit denen die Bedingungen sowohl für die Versorgung als auch für die Forschung deutlich verbessert werden sollen. „Dazu benötigen wir als Politik und Gesetzgeber dringend den Input der Medizin“, forderte Lauterbach.
Insbesondere bedürfe es auch neuer Initiativen für die Prävention. Es sei zum Beispiel nicht akzeptabel, dass es keine Strategie zur Detektion. Der angeborenen Hypercholesterinämie gebe. Die von der Kardiologie initiierte Nationale Herz-Allianz könne dafür eine Arbeitsplattform sein.