In seinem Vortrag machte Duncker auf die Limitationen dieser innovativen Selbstscreening-Methode aufmerksam: Durch das Pflaster-EKG-Gerät würde jegliche Vorhofflimmer-Episode, unabhängig von ihrer klinischen Relevanz dokumentiert werden. Dabei sei es das Ziel, Patientinnen und Patienten mit klinisch relevantem Vorhofflimmern zu detektieren, um genau diese Bevölkerungsgruppe vor einem Schlaganfall zu bewahren.
Da die aktuelle Version der von Sandberg vorgestellten Selbstscreening-Methode keinen Unterschied zwischen klinisch relevantem Vorhofflimmern und asymptomatischem Vorhofflimmern machen würde, stellt sich folglich die Frage nach dem therapeutischen Nutzen einer oralen Antikoagulation für die letztere Gruppe. Duncker fügte hinzu, dass die Einschlusskriterien und das Rekrutierungsverfahren überdacht werden sollten. Die Rekrutierung via Social Media könnte zu einem Ausschluss von Personen führen, die keinen Zugang zum Internet haben oder nicht technikaffin sind. Auch sei zu beachten, dass ein gewisser Anteil an Personen mit einem möglichen, bis dato unbekannten Schlaganfallrisiko aufgrund des Einstiegstests nicht in die Studie eingeschlossen würden. In der von Sandberg vorgestellten Studie wären dies immerhin 13 % gewesen.
Duncker verwies im Zuge dessen auf die STROKESTOP-Studie. Aus dieser Studie würden die gesundheitlichen Folgen des Ausschlusses einer bestimmter Personengruppe im Rahmen der Onboarding-Phase ersichtlich werden. Duncker schlug eine Überarbeitung der Einschlusskriterien anhand des EHRA-Praxisleitfadens bei der Anwendung digitaler Geräte zur Erkennung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen vor. Im EHRA-Praxisleitfaden würden bei jüngeren Patienten (< 75 Jahren) Komorbiditäten wie Schlafapnoe, chronische Nierenerkrankung, Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Diabetes mellitus, Adipositas oder auch ein Myokardinfarkt in der Vergangenheit ebenso eine wichtige Rolle hinsichtlich des Schlaganfallrisikos spielen. 2,5,6