Nahrungsergänzungsmittel: Keine Wirkung bei hohem Cholesterin

Hohe Cholesterinwerte steigern das Risiko einer chronischen koronaren Herzkrankheit und schlimmstenfalls eines Herzinfarkts. Manche Patientinnen und Patienten versuchen, ihre LDL-Cholesterinwerte durch Nahrungsergänzungsmittel zu senken. Diese Mittel haben aber keine nachweisbare Wirkung gegen hohes Cholesterin, wie jetzt auf den Herztagen der DGK erklärt wurde.

Von Sven Stein

 

06.10.2023


Bildquelle (Bild oben): DGK/Thomas Hauss

Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten ihre Cholesterinwerte deutlich senken. Doch trotz wirkungsvoller Medikamente gelingt das bislang nicht ausreichend, erklärte Prof. Ulrich Laufs zum Auftakt der Herztage 2023 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Bonn. Einer der Gründe sind Nahrungsergänzungsmittel, die in der breiten Öffentlichkeit populär sind. Eine aktuelle Studie hat jedoch gezeigt: Diese Nahrungsergänzungsmittel haben keinen nennenswerten Effekt auf hohe LDL-Cholesterinwerte. Im Gegensatz dazu konnte ein Cholesterinsenker mit dem Wirkstoff Rosuvastatin in der gleichen Studie das LDL-Cholesterin im Blut um mehr als ein Drittel (35,2 Prozent) verringern.

 

Nahrungsergänzungsmittel können Statine nicht ersetzen

Patientinnen und Patienten, die versuchen, mit Nahrungsergänzungsstoffen ihre Cholesterinwerte in den Griff zu bekommen, erreichen damit keine positive Wirkung, so Prof. Laufs. Die Mittel könnten Statine nicht ersetzen. Wer selbst etwas gegen hohe Cholesterinwerte tun möchte, sollte sich viel bewegen und auf das Rauchen verzichten, so der Kardiologe des Universitätsklinikums Leipzig. Das bleibe die wirkungsvollste Selbsttherapie jenseits der Gabe von Medikamenten.

 

Cholesterin zu senken gelingt bei vielen Betroffenen nicht

Das LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein-Cholesterin) ist eine der entscheidenden Ursachen, wenn Arterien verstopfen. Das Blutfett kann sich an den Innenwänden der Blutgefäße ablagern, die Innenwände beschädigen und an diesen Stellen Entzündungen begünstigen. In der Folge können sich Plaques bilden, die den Blutfluss durch die Arterie blockieren (Atherosklerose). Es drohen koronare Herzkrankheit oder ein Herzinfarkt. Deshalb sollte das LDL-Cholesterin bei Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich gesenkt werden. Das gelinge derzeit aber nur bei 20 Prozent der Hochrisikopatienten im empfohlenen Maße, so Prof. Laufs. Neben den wirkungslosen Nahrungsergänzungsmitteln sei ein weiterer Grund auch die Verschreibung von Fibraten. Diese Medikamente können zwar bestimmte Blutfette (zum Beispiel Triglyzeride) reduzieren, aber nicht das LDL-Cholesterin senken. Eine Studie ergab, dass Fibrate daher nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

 

Hoffnung auf neue Medikamente für Risikofaktoren

Ein weiteres Blutfett, das sogenannte Lipoprotein(a), kurz Lp(a), rückt laut Prof. Laufs immer mehr in den Fokus der Medizin. Es hat eine ähnliche Grundstruktur wie das LDL-Cholesterin und trägt erheblich zum Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei. Das Problem: Die Menge des Lp(a) im Blut wird vor allem durch die genetische Veranlagung eines Menschen beeinflusst. Es lässt sich nicht durch einen veränderten Lebensstil senken – und Medikamente gab es bislang auch nicht. Die gute Nachricht: Erstmals werden jetzt neue Medikamente erprobt, die das Lp(a) gezielt und wirksam reduzieren können, berichtete Prof. Laufs auf den Herztagen der DGK.

Diese Seite teilen