In einem pseudowissenschaftlichen Buch aus dem Jahr 2002 über eine angebliche „Cholesterin-Lüge“ wurden verschiedene kritische Thesen zur Statin-Therapie aufgestellt. Obwohl diese Aussagen schnell als wissenschaftlich falsch entlarvt wurden, griffen Presseberichte und Fernsehbeiträge sie später auf. Eine der zentralen Behauptungen basiert auf der Tatsache, dass Cholesterin für den Menschen lebenswichtig ist, weil es beispielsweise für den Zellaufbau benötigt wird. Deshalb, so die Skeptiker, sei eine Cholesterinsenkung nicht nur unnötig, es drohten durch Statine sogar gesundheitliche Schäden.
Diese Kritik basiert jedoch auf einer enormen Vereinfachung und einem falschen Verständnis, das den Kern der Fakten ausblendet: Der Begriff Cholesterin wird hier pauschal gleichgesetzt mit den einzelnen Bausteinen des LDL-Cholesterins, den Lipoproteinen. Nur auf diese Lipoproteine im Blut zielen die Statine. „Schon der Name ‚Cholesterin-Lüge‘ zeigt das Problem, denn es geht nicht um das Cholesterin selbst, sondern eben um Partikel des LDL-Cholesterins“, erklärt Prof. Landmesser das Missverständnis. „Die Therapie mit Statinen soll diese LDL-Partikel reduzieren, die sich in den Gefäßen ablagern. Cholesterin hat der Körper weiterhin sehr viel in allen Zellen, wo es auch benötigt wird.“