Tag der Organspende: Zu wenige Spenderherzen in Deutschland

Ein Spenderherz rettet Leben, lässt einen Menschen mit schwerer Herzschwäche oft zehn Jahre oder mehr leben. Doch in Deutschland gibt es viel zu wenige Organspenden. Die Nationale Herz-Allianz unterstützt daher die Einführung einer Widerspruchslösung für Organspenden.

Von Sven Stein

 

01.06.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / Martin-Lang

Bei ihnen geht es ums Überleben: Über 680 Menschen in Deutschland warten derzeit auf ein Spenderherz – doch über die Hälfte der Betroffenen kann nicht versorgt werden. In Deutschland gibt es zu wenige Spenderherzen! Statistisch gesehen kommen hierzulande nur zehn Organspender auf eine Million Einwohner. Viel zu wenig, kritisieren herzmedizinische Fachgesellschaften zum Tag der Organspende am 3. Juni. Für Patientinnen und Patienten mit einer Herzschwäche im Endstadium ist die Herztransplantation in der Regel die einzige Überlebenschance. „Wegen des anhaltenden Mangels an Spenderherzen sind die Aussichten, ein geeignetes Spenderorgan zu erhalten, für viele Patientinnen und Patienten aber sehr gering“, erklärt Prof. Volkmar Falk, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG).

Viele Menschen mit Spenderherz leben zehn Jahre und länger

Eine Herzschwäche lasse sich dank der Fortschritte der Forschung in den letzten Jahrzehnten zwar immer besser behandeln, erklärt Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). „Dennoch liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit nach der Diagnose nur bei rund fünf Jahren.“ Ein Spenderherz würde Betroffenen mit Herzschwäche im Endstadium das Leben retten und ihnen Lebenszeit schenken. DGTHG-Präsident Falk: „Die Prognose für Herztransplantierte ist sehr gut: Etwa 60 Prozent leben zehn Jahre und länger mit einem Spenderherzen.“

Jedes achte Spenderherz aus Ländern mit Widerspruchslösung

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland insgesamt 358 Herzen transplantiert. Davon kam etwa jedes achte Spenderherz aus dem Ausland – aus Ländern, in denen die sogenannte Widerspruchslösung gilt. Das bedeutet: Anders als in Deutschland ist im Grunde jeder Mensch eine Organspenderin oder Organspender, wenn er oder sie sich nicht zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen entschieden hat. In Deutschland hingegen müssen Menschen ausdrücklich erklären, dass sie nach dem Tod ihre Organe spenden möchten. Der beste Weg dafür ist ein Organspendeausweis, der in Apotheken, bei Hausärztinnen und Hausärzten oder im Internet unter Organspende-info.de erhältlich ist.

Eine Widerspruchslösung war in Deutschland in einem ersten Anlauf 2020 gescheitert, soll aber laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch einmal zur Abstimmung gestellt werden. Die Nationale Herz-Allianz unterstützt diesen Plan. „Jedes gespendete Organ ist ein potenzieller Neuanfang für ein schwerkrankes Kind oder eine Mutter oder einen Vater, die vielleicht sonst keine Chance auf Überleben hätten“, sagt DGK-Präsident Thiele.

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