Das sind die Symptome der koronaren Herzkrankheit

Hinter einem Engegefühl und Schmerzen in der Brust kann sich eine koronare Herzkrankheit (KHK) verbergen. Welche Symptome am häufigsten auftreten, welche Anzeichen darüber hinaus auf die Erkrankung hindeuten können und was im Falle von Beschwerden zu tun ist. 

Von Jana Kolbe

 

04.10.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / Biserka Stojanovic

Was sind die häufigsten Symptome einer koronaren Herzkrankheit?

Die Symptome der koronaren Herzkrankheit (KHK) hängen davon ab, wie stark der Blutfluss zum Herzen beeinträchtigt wird. Ursache der Erkrankung ist eine Durchblutungsstörung, die entsteht, weil die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die das Herz mit Sauerstoff versorgen, verengt sind. Schuld daran sind Ablagerungen, umgangssprachlich Verkalkungen genannt. Die Ablagerungen in den Arterien (Plaques) bestehen aus Bindegewebe, Kalk und Fett. Sie verringern den Durchmesser der Arterien und schränken dadurch den Blutfluss ein.

„Am häufigsten zeigt sich die koronare Herzkrankheit mit Angina-Pectoris-Beschwerden bei Belastung. Patientinnen und Patienten verspüren dann ein Engegefühl oder Brennen in der Brust. Die Schmerzen können auch in andere Bereiche des Körpers wie den linken Arm, Nacken, Hals, Rücken oder bis zum Kinn ausstrahlen“, sagt Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig. Die Schmerzen entwickeln sich, weil der Herzmuskel bei Belastung einen erhöhten Sauerstoffbedarf hat, der durch die verengten Arterien jedoch nicht gedeckt werden kann. Das führt zu einer Übersäuerung des Herzmuskelgewebes, wodurch die Schmerzen entstehen.

Die koronare Herzkrankheit wird von Kardiologinnen und Kardiologen in zwei Gruppen eingeteilt: mit stabiler Angina Pectoris und instabiler Angina Pectoris.

 

Stabile Angina Pectoris

Die stabile Angina Pectoris ist deutlich verbreiteter. „Die Schmerzen treten bei reproduzierbaren Tätigkeiten auf, etwa bei körperlicher Anstrengung. Sie sind für einen kurzen Zeitraum da und verschwinden dann wieder“, erklärt Prof. Thiele. Die Symptome können in akuten Situationen mit sogenannten Nitro-Sprays behandelt werden. Diese Medikamente sorgen kurzfristig für eine bessere Durchblutung des Herzens, weil sie die Herzkranzgefäße erweitern und auch den Blutdruck absenken. Je nach Beschwerdegrad der Symptome wird die KHK in vier Unterklassen unterteilt:

 

  • Klasse I: Die Angina Pectoris tritt nur bei sehr anstrengenden oder lang andauernden Belastungen auf. Normale Aktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen führen nicht zu Beschwerden.
  • Klasse II: Eine Angina Pectoris tritt bei schnellem Gehen oder Treppensteigen auf. Außerdem nach einer Mahlzeit, bei Kälte und Wind sowie bei emotionaler Belastung. Zudem können Beschwerden während der ersten Stunden morgens nach dem Aufwachen auftreten. Die Betroffenen sind bei normalen Aktivitäten leicht eingeschränkt.
  • Klasse III: Die Brustschmerzen treten bereits beim normalen Gehen nach etwa 100 bis 200 Metern oder beim ruhigen Treppensteigen auf. Die Betroffenen sind bei normaler physischer Aktivität bereits deutlich eingeschränkt.
  • Klasse IV: Die Angina Pectoris tritt bei Ruhe auf. Es können keine physischen Aktivitäten ohne Symptome durchgeführt werden.

 

Instabile Angina Pectoris

Die instabile Angina Pectoris ist seltener. „Dabei treten die Symptome immer häufiger oder auch ohne Belastung auf. Die Faustregel besagt, dass man von einer instabilen Angina Pectoris spricht, wenn die Beschwerden innerhalb von drei Wochen regelmäßig auftreten“, sagt Prof. Thiele. Er warnt: „Sie ist besonders gefährlich, da die Folge häufig ein Infarkt ist. Deshalb sollten Patientinnen und Patienten mit einer instabilen Angina Pectoris zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt zur Abklärung aufsuchen.“

 

Prof. Holger Thiele Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig

Gibt es weitere Anzeichen für eine koronare Herzkrankheit?

Einige Patientinnen und Patienten mit einer KHK klagen nicht über Angina Pectoris als Symptom. Es gibt aber weitere Hinweise: „Auch Atemnot kann ein Anzeichen für die Erkrankung sein. In wenigen Fällen tritt eine Leistungsschwäche auf“, erklärt Prof. Thiele.

Zu Beginn der Erkrankung lassen sich die Symptome oft nur schwer deuten. Die Verkalkung der Arterien verläuft schleichend, sodass die Beschwerden kaum oder gar nicht wahrgenommen werden. Prof. Thiele erklärt: „Ein Großteil der Betroffenen weiß gar nicht von der Erkrankung, weil sich die Atherosklerose, also die Verengung der Arterien, derzeit erst entwickelt oder die Erkrankung asymptomatisch verläuft.“ Gleichzeitig würden Patientinnen und Patienten die Beschwerden oft auch verdrängen oder fehlinterpretieren: „Einige Patientinnen und Patienten berichten, dass sie eher den Verdacht auf eine Erkrankung an der Wirbelsäule oder den Rippen hatten oder die Vermutung nahelag, dass sie sich Zug geholt haben.“ Deshalb rät der Herz-Spezialist, verstärkt darauf zu achten, wann die Beschwerden auftreten. Denn in der Regel macht sich die KHK bei Belastung bemerkbar.

 

Haben Frauen andere Symptome als Männer?

Prof. Thiele betont: „In 90 Prozent der Fälle haben Frauen und Männer die gleichen Symptome. Es gibt nur in etwa 10 Prozent ein paar Ausnahmen. Frauen berichten dann eher von unspezifischen Symptomen, wie Schweißausbrüchen oder ein Druckgefühl im Bauch.“ Zudem tritt bei Frauen etwas häufiger Luftnot auf.

 

Was tun, wenn die Symptome einer koronaren Herzkrankheit auftreten?

Betroffene, die unter Angina-Pectoris-Symptomen leiden, sollten sich an die Hausärztin oder den Hausarzt oder eine Kardiologin oder einen Kardiologen wenden. „Es ist wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen. Auch wenn es sich um eine chronische Krankheit handelt, kann das Fortschreiten durch eine frühzeitige Diagnose und die richtige Behandlung aufgehalten werden“, sagt Prof. Thiele.

Treten die Symptome der koronaren Herzkrankheit auch in Ruhe oder über einen längeren Zeitraum auf, sei es besonders wichtig, schnell zu reagieren: „In dem Fall sollten Sie sofort die Notärztin oder den Notarzt alarmieren, der Sie in ein Krankenhaus zur Abklärung überweist. Die Symptome einer instabilen Angina Pectoris können ein starker Vorbote für einen nahenden Infarkt sein, weshalb eine akute Behandlung, zum Beispiel durch einen Herzkatheter, nötig ist“, sagt Prof. Thiele.

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