So wird die koronare Herzkrankheit behandelt

Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit soll dazu beitragen, dass die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert und das Fortschreiten der Erkrankung gestoppt wird. Welche Therapien es gibt und wann Sie den Rettungsdienst rufen sollten.

Von Jana Kolbe

 

04.10.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / seb_ra

Welche Behandlung gibt es bei einer koronaren Herzkrankheit?

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist nicht heilbar. Dennoch können die Symptome und Beschwerden mithilfe verschiedener Therapieansätze wirkungsvoll behandelt werden. „Dadurch wird das Fortschreiten der Erkrankung verhindert und die Wahrscheinlichkeit sinkt, in der Folge einen Herzinfarkt zu erleiden“, sagt Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig. Gleichzeitig hat die Behandlung den Vorteil, dass sich die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert.

 

In der Regel setzen Ärztinnen und Ärzte auf eine Therapie, die aus mehreren Bausteinen besteht: zum einen werden Medikamente verschrieben, etwa Aspirin zur Blutverdünnung, Statine zur Senkung der Cholesterinwerte oder Betablocker, die gegen akute Beschwerden bei einer Angina Pectoris (Herzenge) helfen. Zum anderen ist auch eine Anpassung des Lebensstils wichtig, um das Risiko für das Fortschreiten der KHK zu reduzieren.

 

In akuten oder besonders fortgeschrittenen Fällen kann die Verengung der Arterien zudem mithilfe eines Herzkatheters und einem Stent oder einer Bypass-Operation behandelt werden.

 

Welche Medikamente kommen bei der Behandlung der koronaren Herzkrankheit zum Einsatz?

Die Ursache der koronaren Herzkrankheit sind Verengungen in den Herzkranzgefäßen. „Es gibt bisher kein Medikament, das die entstandenen Schäden und Verengungen an den Gefäßwänden heilt. Jedoch gibt es einige Wirkstoffe, die sich gezielt gegen die Folgen und Symptome der koronaren Herzkrankheit richten“, erklärt Prof. Thiele. Sie können beispielsweise dazu beitragen, dass die Verklumpung von Blutplättchen, den sogenannten Thrombozyten, verhindert wird. Diese Medikamente werden auch Thrombozytenaggregationshemmer genannt. Dazu zählt unter anderem Acetylsalicylsäure (ASS) – auch bekannt als Aspirin.

 

Bei einer stabilen Angina Pectoris oder nach einem Herzinfarkt werden zusätzlich Betablocker verschrieben. Sie hemmen die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Botenstoffs Noradrenalin. Dadurch werden sowohl die Ruhefrequenz des Herzens als auch der Blutdruck gesenkt. „Betablocker werden zur Therapie der Symptome bei einer stabilen Angina Pectoris eingesetzt und können die Schmerzen reduzieren“, erklärt der Kardiologe.

 

Da viele Patientinnen und Patienten mit einer KHK auch unter Vorerkrankungen wie Diabetes, erhöhtem Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck leiden, gehört die medikamentöse Therapie dieser Erkrankungen zu den wichtigen Bausteinen der Behandlung. „Um das LDL-Cholesterin auf 1,4 mmol/l zu reduzieren, kommen Statine und teils auch andere Medikamente zum Einsatz“, sagt Prof. Thiele. Das sei wichtig, damit sich an den Verengungen in den Arterien nicht noch mehr Cholesterin-Partikel ansammeln und auch die Plaques stabilisiert werden. „Auch der Blutdruck sollte mithilfe von Medikamenten gut eingestellt sein“, so der Experte. Dazu verordnen Medizinerinnen und Mediziner blutdrucksenkende Medikamente (Antihypertensiva), wie Betablocker oder Kalziumkanalblocker, ACE-Hemmer oder Sartane. Bei Diabetes mellitus werden heute vor allem SGLT-2-Inhibitoren und teils auch noch Metformin zur Regulierung des Blutzuckers eingesetzt.

 

Prof. Holger Thiele Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig

Welche Medikamente helfen bei akuten Symptomen der koronaren Herzkrankheit?

Wenn bei körperlicher Belastung plötzlich Schmerzen oder ein Engegefühl hinter dem Brustbein auftreten, können sogenannte Nitro-Sprays schnell Abhilfe schaffen. Darin sind wirksame Nitrate enthalten, die die Blutgefäße erweitern. „In der Regel sollten die Symptome nach der Einnahme innerhalb weniger Sekunden wieder verschwinden“, sagt Prof. Thiele. Experten raten, dass Patientinnen und Patienten mit einer KHK die Medikamente für Notfall-Situationen immer bei sich tragen sollten.

 

Wann kommt bei einer KHK eine Herzkatheteruntersuchung zum Einsatz?

Liegt ein hochgradiger Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit mit instabiler Angina Pectoris vor, setzen Medizinerinnen und Mediziner häufig eine Herzkatheteruntersuchung ein, die sogenannte Koronarangiographie. Es handelt sich um ein invasives Verfahren, das gleichzeitig Diagnose und Behandlung der Gefäßverengungen ermöglicht. Dabei wird ein dünner Schlauch über die Pulsader an der Leiste oder am Handgelenk bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben. Unter ständiger Kontrolle durch Röntgenstrahlung wird Kontrastmittel in das Blutgefäß gespritzt, um verengte Stellen aufzuspüren und den Schlauch richtig zu platzieren. „Wird eine Verengung gefunden, kann sie auch direkt behandelt werden. Dafür führt man durch den Katheter einen Draht bis zur Engstelle, weitet die Verengungen auf und setzt einen Stent“, sagt Prof. Thiele. Der Stent besteht aus einem ringförmigen Metallnetz, mit dem die betroffene Stelle dauerhaft geweitet und stabilisiert wird.

 

Kann die koronare Herzkrankheit auch operiert werden?

Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, gibt es die Möglichkeit einer Bypass-Operation. „Dabei werden die Verengungen in den Gefäßen umgangen“, erklärt Prof. Thiele. In der Regel wird dabei eine Brustwandarterie hinter der Engstelle mit dem betroffenen Herzkranzgefäß verbunden. Zusätzlich können Verkalkungen der Herzkranzgefäße durch eine Vene aus dem Bein oder eine Arterie aus dem Unterarm überbrückt werden. Der Körper kann den Verlust dieser Gefäße an der Entnahmestelle ausgleichen. „Heutzutage wird hauptsächlich mit arteriellen Bypässen gearbeitet“, sagt der Kardiologe.

 

Wie können Patientinnen und Patienten den Therapieerfolg beeinflussen?

Durch die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente und die Anpassung des Lebensstils können Patientinnen und Patienten aktiv dazu beitragen, dass die Therapie erfolgreich ist. Die Ursachen für eine koronare Herzkrankheit sind zu einem Großteil beeinflussbar. Das heißt: durch einen Rauchstopp, ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung (zum Beispiel mediterrane Diät) und das Reduzieren von Stress können Patientinnen und Patienten dafür sorgen, dass ihre Lebensqualität erhalten bleibt und die Krankheit nicht weiter voranschreitet.

 

Wann müssen Patientinnen und Patienten mit KHK sofort behandelt werden?

Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit sollte sofort stattfinden, wenn die Symptome auch im Ruhezustand auftreten. Dann sollten Sie sofort den Rettungsdienst alarmieren. Denn durch die Erkrankung kann es auch zu einem Herzinfarkt kommen, der zeitnah im Krankenhaus behandelt werden sollte. Schlimmstenfalls droht sogar ein plötzlicher Herztod.

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