So wird die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit gestellt

Treten die ersten Symptome der koronaren Herzkrankheit auf, sind die Herzkranzgefäße bereits stark verkalkt. Wie Medizinerinnen und Mediziner die Diagnose stellen und wie sich Patientinnen und Patienten bestmöglich auf das Arztgespräch vorbereiten können.

Von Jana Kolbe

 

04.10.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / JazzIRT

Wie wird die koronare Herzkrankheit diagnostiziert?

Bevor unterschiedliche körperliche Untersuchungen gemacht werden, beginnt der Arzt oder die Ärztin mit einem Gespräch, der sogenannten Anamnese. Dabei werden die Symptome, Risikofaktoren und die familiäre Vorbelastung abgefragt. Anschließend werden zur Abklärung der koronaren Herzkrankheit (KHK) verschiedene körperliche Untersuchungen gemacht: unter anderem das Abhören des Herzens, Bestimmen des Body-Mass-Index, Messen des Blutdrucks oder Blutuntersuchungen, um den Cholesterinspiegel und Blutzucker zu bestimmen. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, kommen bei Verdacht auf eine KHK weitere funktionelle Tests des Herzens zum Einsatz.

 

Wie läuft das Anamnesegespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ab?

Das Gespräch zur Abklärung stellt die Basis für die weitere Diagnostik dar. „Dabei erfragt der Arzt oder die Ärztin die Symptome, die Risikofaktoren und Vorerkrankungen sowie die familiäre Vorbelastung“, erklärt Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig.

 

Da die Symptome der KHK häufig bei körperlicher Belastung auftreten, wird auch erfragt, wann sich die Beschwerden bemerkbar machen und wie lange diese anhalten. Um festzustellen, ob eine koronare Herzkrankheit vorliegt, orientieren sich die Kardiologinnen und Kardiologen unter anderem an einem Bewertungsschema, das Brustschmerzen klassifiziert. Dafür erfragen sie

  • ob ein Schmerz hinter dem Brustbein mit charakteristischer Qualität und Dauer vorliegt;
  • ob die Schmerzen durch körperliche Anstrengung oder emotionale Belastung hervorgerufen werden;
  • ob die Schmerzen durch Ruhe und/oder Nitro-Spray innerhalb von Minuten gebessert werden können.

 

Je nachdem, welche Symptome vorhanden sind, können Mediziner eine koronare Herzkrankheit feststellen oder ausschließen:

  • Eine typische Angina Pectoris (Herzenge) erfüllt alle drei Bedingungen – eine KHK ist sicher.
  • Eine atypische Angina Pectoris erfüllt zwei der drei Bedingungen – eine KHK ist wahrscheinlich.
  • Ein nicht-anginöser Brustschmerz erfüllt keine oder nur eine der Bedingungen – eine KHK ist unwahrscheinlich.

 

Welche Tests werden für die Diagnose der koronaren Herzkrankheit eingesetzt?

Es gibt verschiedene funktionelle Tests, um die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit zu sichern. Heute wenden Ärztinnen und Ärzte vor allem die Stress-Echokardiographie, die Myokardszintigrafie und das Stress-MRT an. Prof. Thiele erklärt, dass auch eine Computertomographie (CT) des Herzens durchgeführt werden kann. Das bildgebende Verfahren ermöglicht zusätzlich eine Abschätzung der Infarktgefahr, weil schon Verkalkungen im Frühstadium erkannt werden können. „Früher hat man häufig ein Belastungs-EKG gemacht. Jedoch sind die Ergebnisse weniger genau als bei den anderen Verfahren, deshalb wird es heute nur noch selten zur Abklärung eingesetzt“, erklärt Prof. Thiele. Die üblichsten Untersuchungen im Detail:

 

Stress-Echokardiographie

Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens unter Belastung, die Hinweise auf Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße liefern kann. Diese Untersuchungsmethode wird entweder auf einem Ergometer oder durch die Gabe von Arzneistoffen, die den Herzmuskel beanspruchen, durchgeführt.

 

Myokardszintigrafie

Bei einem starken Verdacht auf eine KHK kann eine Myokardszintigrafie zum Einsatz kommen. Dafür wird eine schwach radioaktive Substanz in die Armvene gespritzt. Dieser Marker verteilt sich im Körper und reichert sich je nach Durchblutung des Herzmuskels stärker oder schwächer an. Ob eine Verengung vorliegt, kann mit einer speziellen Kamera von außen bestimmt werden. Vorteil: Die Methode kann auch bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen durchgeführt werden.

 

Stress-MRT

Dabei werden die Vorgänge im Körper mit starken Magnetfeldern und Radiowellen dargestellt. Beim Stress-MRT werden ein Kontrastmittel und ein Medikament verabreicht, das die Blutgefäße erweitert. Wenn eine relevante Verengung vorliegt, ist in diesem Bereich die Durchblutung trotz Erweiterung der Gefäße eingeschränkt, was im MRT sichtbar gemacht werden kann.

 

Prof. Holger Thiele Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig

Wann kommt eine Herzkatheter-Untersuchung zum Einsatz?

Wenn die Belastungsuntersuchungen einen Hinweis darauf geben, dass der Blutstrom in Herzkranzgefäßen gestört wird, kann eine Herzkatheteruntersuchung, eine sogenannte Koronarangiographie, angewendet werden. Dabei handelt es sich um ein invasives Diagnose-Verfahren, da die Messung innerhalb des Körpers stattfindet. Bei einer Koronarangiographie wird ein dünner Schlauch über die Pulsader an der Leiste oder am Handgelenk durch den Körper bis zu den Herzkranzgefäßen eingeführt. Unter ständiger Kontrolle durch Röntgenstrahlung wird Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße gespritzt, um verengte Stellen aufzuspüren. „Liegt eine instabile Angina Pectoris mit hoher Infarktgefahr oder ein hochgradiger Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit vor, kann die Herzkatheter-Untersuchung auch die erste Wahl zur Diagnosesicherung sein“, erklärt Prof. Thiele.

 

Der Vorteil der Methode: Sie ist Diagnose und Behandlung in einem. „Wird eine Verengung identifiziert, kann diese auch direkt behandelt werden. Dafür führt man durch den Katheter einen Draht bis zur Engstelle, weitet die Verengungen auf und setzt einen Stent“, sagt der Kardiologe. Der Stent besteht aus einem ringförmigen Metallnetz, mit dem die betroffene Stelle dauerhaft geweitet und stabilisiert wird.

 

Was können Patientinnen und Patienten tun, um sich auf das Arztgespräch vorzubereiten?

Für Patientinnen und Patienten kann der Termin beim Arzt oder der Ärztin oft sehr aufregend sein. Deshalb raten Experten dazu, sich die Beschwerden, Symptome und Fragen vor dem Gespräch zu notieren, um in der Situation nichts zu vergessen. Schreiben Sie sich zum Beispiel auf, wann und wo die Schmerzen aufgetreten sind, wie lange sie anhielten und ob es Auslöser wie körperliche Aktivität gab.

 

Da zu den häufigsten Ursachen der koronaren Herzkrankheit vor allem beeinflussbare Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Diabetes und ein hoher Cholesterinspiegel gehören, können Sie diese Werte vorab bestimmen lassen und sich zudem über eine mögliche familiäre Vorbelastung informieren. Prof. Thiele rät: „Seien Sie ganz ehrlich zum Arzt oder zur Ärztin. Es ist außerdem hilfreich, wenn Sie Ihre Medikamente oder den Medikationsplan mit zum Termin bringen.“

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