Interventionelle Revaskularisation bei über 80-Jährigen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit: Eine multizentrische Analyse von 1980 Patient:innen des RECCORD-Registers

Dr. med. David Pinsdorf und Prof. Dr. med. Christos Rammos, Essen

Hintergrund

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) tritt insbesondere bei älteren Patient:innen auf und führt zu einer erheblichen Morbidität. Die katheterbasierte interventionelle Revaskularisation stellt eine zentrale Therapieoption dar. Bisher fehlen jedoch umfassende wissenschaftliche Daten zu Patienten- und Prozedurcharakteristika sowie Behandlungsergebnissen bei älteren Patient:innen. Ziel dieser Analyse ist es, anhand des RECCORD-Registers Risikofaktoren, klinische Merkmale und Therapieergebnisse bei älteren Patient:innen zu untersuchen.

 

Ziel

Die Studie untersucht Unterschiede in der Behandlung und den klinischen Ergebnissen von Patient:innen ab 80 Jahren im Vergleich zu jüngeren Patient:innen, die sich einer interventionellen Revaskularisation unterziehen.

 

Methoden

Das RECCORD-Register ist eine prospektive, multizentrische Datenbank, die Patient:innen mit symptomatischer pAVK einschließt, die in Deutschland eine interventionelle Revaskularisation erhalten. Die vorliegende Analyse umfasst Daten zu Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, Risikofaktoren, Symptome, Läsionen), durchgeführten Interventionen und deren Outcome. In dieser Untersuchung wurden Patient:innen ab 80 Jahren mit jüngeren Patient:innen verglichen.

 

Ergebnisse

Insgesamt wurden 7.171 pAVK-Patient:innen (mittleres Alter 72,3 ± 10,2 Jahre, 35,4 % weiblich) mit 12.815 durchgeführten Revaskularisationen analysiert. 1.980 Patient:innen (27,6 %) waren zum Zeitpunkt der Indexintervention mind. 80 Jahre alt (mittleres Alter 84,8 ± 3,9 Jahre, 47,5 % weiblich). Die häufigste Begleiterkrankung in dieser Gruppe war die arterielle Hypertonie (89,2 %) und die Patient:innen litten häufiger an einer kritischen Extremitätenischämie im Vergleich zum jüngeren Vergleichskollektiv (37,6 % vs. 19.7 %, p<0.001). Die behandelte Läsion war in beiden Gruppen überwiegend femoral lokalisiert (41,5 % bzw. 43,2 %). Bei älteren Patient:innen zeigten sich häufiger popliteale (25,1 % vs. 15,2 %, p<0,001) und infrapopliteale (20,6 % vs. 10,4 %, p<0,001) Läsionen. Während die interventionelle Therapie in beiden Gruppen sehr ähnlich war, erlitt die ältere Kohorte signifikant häufiger Komplikationen an der Punktionsstelle (3,7 % vs. 2,9 %, p = 0,04). Während eines medianen Nachbeobachtungszeitraums von 12,1 Monaten (IQR 1,9 Monate) hatten ältere Patient:innen eine höhere Rate an Amputationen (4,1 % vs. 2,9 %, p=0,04) und eine höhere Mortalität (8,8 % vs. 2,9 %, p<0,001).

 

Schlussfolgerung/Fazit

Unsere Analysen des RECCORD-Registers zeigen, dass ältere Patient:innen mit pAVK bei der interventionellen Therapie in schlechterem klinischem Zustand sind und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, Amputationen und Mortalität aufweisen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer altersgerechten Risikoeinschätzung in der klinischen Entscheidungsfindung sowie eine adäquate postinterventionelle Nachbeobachtung in diesem multimorbiden Kollektiv.

 

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