Das 1x1 der kardialen Bildgebung – welche Methode für welche Patient:innen?

 

Die kardiale Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) haben in den vergangenen Jahren zunehmend an Wichtigkeit im klinischen Alltag gewonnen – von der Diagnostik bis zur Therapiesteuerung. Der Einstieg als Young Cardiologist ist jedoch nicht einfach, da im Studium kaum Kontaktpunkte mit der kardialen Bildgebung existieren. So stellt sich zwangsläufig in den ersten klinischen Arbeitswochen die Frage: welche Bildgebung für welche Patient:innen?

Von:

Dr. Ramona Schmitt und PD Dr. Philipp Breitbart

Universitätsherzzentrum Freiburg – Bad Krozingen

 

Prof. Sebastian Kelle

Senior Editor

 

23.02.2024

 

Bildquelle (Bild oben): nimon / Shutterstock.com

Der erste Schritt zur Auswahl des geeigneten bildgebenden Verfahrens beginnt (nach der klinischen Untersuchung) mit den individuellen Patientengegebenheiten. Kontraindikationen für eine Echokardiographie gibt es keine – auch dekompensierte Patientinnen und Patienten sind im Sitzen in der Regel gut untersuchbar. Für die CT müssen insbesondere die Strahlenbelastung, eine mögliche Kontrastmittelallergie, Schilddrüsenerkrankungen und die Niereninsuffizienz beachtet werden. Die MRT hat insbesondere das Vorhandensein ferromagnetischer Implantate als Kontraindikation. Beachtet werden müssen auch hier eine mögliche Kontrastmittelallergie und zudem die häufig vorliegende Klaustrophobie. Da ein Kardio-MRT-Untersuchungsprotokoll in der Regel ca. 30 Minuten dauert, sollten die Patientinnen und Patienten eine entsprechende Zeit flach liegen und zudem Atemkommandos befolgen können. Somit müssen sowohl für die CT, als auch für die MRT ggf. vorbereitende Maßnahmen getroffen werden, wie eine Kontrastmittelprophylaxe oder auch eine anxiolytische Medikation.

 

Die Tabelle 1 gibt einen kompakten Überblick über die jeweiligen Stärken und Schwächen der verschiedenen Verfahren im Hinblick auf die Diagnostik, Therapieplanung und Kontrollen kardialer Vitien, der koronaren Herzerkrankung und Kardiomyopathien:

Tabelle mit Vergleich von kardialen Bildgebungsverfahren Tabelle 1: Übersicht der Stärken und Schwächen der verschiedenen diagnostischen Verfahren.

Zusammenfassend ist die Echokardiographie das primäre Screening-Tool der Wahl für nahezu alle kardialen Erkrankungen, bei zudem flächendeckender Verfügbarkeit mit niedrigen Kosten. Auch Verlaufskontrollen sind echokardiographisch sehr gut möglich.

Einsatzbereiche von CT und MRT

 

Die Computertomographie spielt insbesondere in der Diagnostik der koronaren Herzerkrankung eine große Rolle, da sie eine exakte anatomische Darstellung der Koronararterien ermöglicht, inklusive Quantifizierung und Differenzierung von Plaques (kalzifiziert und nicht-kalzifiziert). Die Bedeutung der hämodynamischen Beurteilung von Koronarstenosen mittels CT wird derzeit noch kontrovers betrachtet. Die CT ermöglicht zudem die Darstellung von Koronaranomalien oder auch vorhandener Bypässe. Eine weitere Domäne der CT ist die prä- und postinterventionelle Diagnostik bei Klappenvitien, z. B. vor interventionellem Aortenklappenersatz (TAVI) mit Darstellung der Zugangswege und des Aortenklappenanulus, sowie nach TAVI zur Detektion von Klappenthrombosen (s. Abb. 1) und Degenerationen oder bei fraglicher Endokarditis. Zudem erfolgt auch die anatomische Darstellung und Planung vor interventionellem Mitralklappenersatz mittels CT.

Klappenthrombose Abb. 1: Beispielhafte Darstellung einer Klappenthrombose nach interventionellem Aortenklappenersatz. Bildquelle: Schmitt/Breitbart

Mit den ESC-Guidelines 2023 zum Management der Kardiomyopathien wurde die Wichtigkeit der kardialen Magnetresonanztomographie nochmals gestärkt. Sie spielt eine zentrale Rolle in der initialen Diagnostik/Differenzierung der Genese der Kardiomyopathien, aber auch für Verlaufskontrollen sowie in der Diagnostik nach überlebtem plötzlichen Herztod. Eine der Indikationen stellt zudem die Diagnostik bei Verdacht auf eine Inflammation des Myokards/Perikards dar. Insbesondere während und nach der COVID-Pandemie stellt die MRT eine schonende und prognostisch relevante Methode dar, eine Schädigung des Myokards nachzuweisen bzw. auszuschließen. Des Weiteren hat die MRT auch in der Diagnostik der koronaren Herzerkrankung (Screening, hämodynamische Relevanz, aber auch bei Progressverdacht) durch die Möglichkeit einer Perfusions-Darstellung (Adenosin-Stress-MRT) oder Wandbewegungs-Analyse unter Belastung (Dobutamin-Stress-MRT) einen zentralen Stellenwert.

Fazit

 

Die richtige Auswahl der bildgebenden kardialen Diagnostik ist von essentieller Bedeutung für eine optimale Patientenversorgung. Die zur Verfügung stehenden Verfahren haben jeweils Stärken und Schwächen, ergänzen sich jedoch auch synergetisch. Als Young Cardiologist bietet die kardiale Bildgebung viele Möglichkeiten in einer zukunftsträchtigen Schnittstelle unseres Faches und sollte, wenn auch technisch auf den ersten Blick komplex, nicht abschrecken!


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